Das junge Festival für interdisziplinäre Kunst im Wienerwald – Kunst * Performance * Tanz * Musik
ORTE: Landhaus Eva&Peter Maria Anzbach * TANK.3040.AT Neulengbach
„Eine andere Zukunft denken“ / Über Utopien und Dystopien
Künstlerischer Wandertag in zwei Stationen
Wir brauchen neue Utopien
„Wenn es denn Aussicht auf Zukunft geben soll, so brauchen wir (neue) Utopien“, so Eva Brenner, die das SCHIELE fest NÖ vor 20 Jahren ins Leben gerufen hat und es seitdem leitet. Die Theaterschaffende und Aktivistin, die ihr Handwerk bei dem Begründer der neuen wissenschaftlichen Disziplin Performance Studies und Herausgeber der Zeitschrift „The Drama Review“ Richard Schechner in New York gelernt hat, etablierte in Niederösterreich ein qualitätsvolles Festival, das sich mit Egon Schiele jenseits nostalgischer oder touristischer Ansätze beschäftigt und damit Erfolg hat. Jedes Jahr werden von namhaften KünstlerInnen und WissenschafterInnen zeitgenössische Werke und ein Symposium zu einem ausgewählten SCHIELE-Bild entwickelt und im Rahmen des Festivals präsentiert, diskutiert und einander gegenübergestellt. Das Thema im Jubiläumsjahr 2021: „Eine andere Zukunft denken“ / Über Utopien und Dystopien.
Das 20-jährige Jubiläum
Im Jahr 2021 stellt sich das SCHIELE fest NÖ 2021 der Frage nach Äquivalenzen und Differenzen zwischen utopischen und dystopischen Aspekten in Schieles Werk – den großen Hoffnungen und Ängsten einer Zeit, die geprägt war von großen Entdeckungen und Aufbrüchen in Kunst, Wissenschaft und Politik. Man kann weit in die Frühphase der Wiener Moderne zurückgehen, um die Entstehung von Schieles expressiver Formensprache, die sich zu avantgardistischen Experimenten (u.a. DaDa, Kubismus, Expressionismus) verhalten, zu studieren und die fernen Nachwirkungen zu untersuchen, ohne die Entwicklungen der zeitgenössischen Kunst nach 1945 undenkbar wären. Einem Rückblick auf zwei Jahrzehnte fruchtbarer gemeinsamer Arbeit stehen visionäre Utopien einer postpandemischen Zukunft gegenüber. Somit führt das Jubiläumsjahr wesentliche thematische Stränge – Liebe, Sexualität, Tod, Aufbruch und Untergang, Ausgrenzung und Widerstand – zusammen und stellt die Frage nach unserer gemeinsamen Zukunft. Dabei werden Schieles „Utopien“ – seine radikale Sicht auf alles Lebendige – im Licht gegenwärtiger Umbrüche beleuchtet.
Eine andere Zukunft denken
Tatsächlich geht es um die Notwendigkeit eines fundamentalen Neuentwurfs unserer Welt, unseres Wirtschaftens, unserer Kultur/en und unseres Alltagslebens. Es gilt neue Pläne zu schmieden, Visionen zu entwerfen, die Lust auf Neues machen, die Mut und Zuversicht spenden, die Menschen zusammenführen. Landauf landab herrscht angesichts der Pandemie große Unruhe, Unsicherheit, Angst vor der Zukunft. Neben dem „Prinzip Hoffnung“ steht die Suche nach künstlerischen Formen, die dem Aufruf nach einer Rettung vor der drohenden Katastrophe Gestalt geben. Diese Dissonanzen sollen im Symposium aus kultur/wissenschaftlicher Sicht untersucht werden.
In Rainer Maria Rilkes Engelliedern (1909), deren Eindringlichkeit in einer Performance zutage tritt, erscheint der Engel als ein Bild vom Selbst und als eine Metapher der Hoffnung. Er stellt den Menschen in das Leben, er verschont nicht, sondern fordert jeder/jedem ein „absolutes Engagement“ für das Leben ab. Ähnlich wie Rilke sah auch Egon Schiele die Notwendigkeit Möglichkeiten einer existenziellen Erfahrung auszuschöpfen. Er gründete 1909 die „Neukunstgruppe“, die neue, unverbildete künstlerische Ausdrucksweisen suchte und einen österreichischen Farbexpressionismus schaffen sollte.
Der unmittelbaren Behausung des Menschen, seinem Körper, widmet sich die Bildhauerin Karin Frank in der Ausstellung „ICH ist DIE Andere“. Die Skulpturen aus Holz sind in einer digitalen Bildwelt des Künstlerpaares Graf+Zyx positioniert. Die moderne Gesellschaft schreibt sich auf vielerlei Weise in den Körper – doch auch dieser hinterlässt Spuren in ihr.
Ich bin. Aber ich habe mich nicht. Darum werden wir erst.
– Ernst Bloch, Tübinger Einleitung in die Philosophie
Es kommt darauf an, das Hoffen zu lernen.
– Ernst Bloch, Das Prinzip Hoffnung, Vorwort
Das Streben nach neuen künstlerischen Visionen, Formen, Farben und Arbeitsweisen geht immer auch einher mit sozialen Forderungen, politischen Umbrüchen und der Suche nach alternativen Lebens- und Wahrnehmungsformen, wie sie sich beispielsweise in der Lebensreformbewegung der vorletzten Jahrhundertwende äußerten. – Eva Brenner
Utopie „Ewiges Kind“
Nicht nur heute repräsentieren Greta und die Ihren unsere Hoffnung auf Zukunft. Jugend steht seit dem „Jugendstil“ für Zukunft, markiert das „Prinzip Hoffnung“ schlechthin. Es mag auf ersten Blick verwundern, dass gerade im Jubiläumsjahr ein kleines Bild inspirierend wurde, das in der Schiele-Rezeption wenig beachtet wird. „Kind mit Nimbus auf einer Blumenwiese“ entstand 1909, zu einem Zeitpunkt, an dem sich Schieles eigener Stil zu entfalten begann, er sich vom Jugendstil eines Gustav Klimts loslöste. Im Bloch’schen Sinne manifestiert sich in dem Bild eine konkrete Möglichkeit. Die Welt wird fragil, gefährdet, aus der Balance geraten erfahren – und die Kunst formuliert ihre utopische Seite.
ICH EWIGES KIND, ich brachte Opfer anderen, denen, die mich erbarmten, denen, die weitweg waren oder mich Sehenden nicht sahen. Ich brachte Gaben, schickte Augen und flimmernde Zitterluft ihnen entgegen. ich streute ihnen überwindbare Wege vor – […] O lebhafte Lebende! – Wo die Lebenden sind? Kein Geschäft. Alle Staaten bergen wenig Lebende. – Selbstsein! – Selbstsein! – Egon Schiele, (6. Jänner 1911)
KünstlerInnen, Vortragende, Team (u.a.): RRemi Brandner (A), David Borja (EC), (A), Eva Brenner (A/USA), Monika Demartin (A), Lisa Fischer (A), Karin Frank (A), Graf+Zyx (A), Erich Heyduck (A), Leander Kaiser (A), Annemarie Klinger (A), Lydia Mischkulnig (A), Andrea Munninger (A), Franz Schandl (A), Fanya de Stella (A/BG), Christine Turel - Matienzo (A), Miloš Vucicevic (SRB) u.a.
Künstlerische Gesamtleitung: Dr. Eva Brenner (A/USA)
Das SCHIELE fest NÖ 2021 findet konform zu den zum Veranstaltungszeitpunkt aktuellen Covid-19-Sicherheitsbestimmungen statt – denn Ihre Gesundheit steht an erster Stelle!
Daher bitte Registrierungspflicht und die 3G Regel beachten beim Eintritt.
Wir danken unseren Sponsoren und Unterstützern 2021:
BMKÖS, Kunst, Land NÖ Kulturabteilung, Raiffeisen Wienerwald, Gissauer, Graf&Zyx NÖN, Bezirksblätter, Weinhof Pöschl, Teleprint, Gemeindezentrum Maria Anzbach, Gemeinde Neulengbach, die GRÜNEN Maria Anzbach, Mao Fruit Juice, Sparkasse Neulengbach, Stadtgreißlerei Brutschy, Fleischerei Köcher, Immobilien Mörtl, Bäckerei Simhofer, Murauer It Solution, Lieblingstyle, Reformhaus Sonnenschein, Zur Mühle, Speiselokal.
Aussender / Veranstalter / Infos: PRO & CONTRA – Verein für interkulturelle Aktivitäten Austraße 44, 3040 Neulengbach, Tel 0699/199 00 952, office@schielefest.org , www.schielefest.org