Di - So 10-12 und 15-18 Uhr
Haus der Kunst, Baden, Kaiser Franz Ring 7
Mit der Weisheit der alten chinesischen Kalligraphie und Tuschemalerei im Gepäck kam Yun Wang 2002 nach Wien. Nach dem Studium an der Akademie begann sie die Tradition mit dem enormen visuellen Gedächtnis einer modernen Gesellschaft zu verbinden. Sie setzt diese Mittel frei und konzentriert ein, um ihre emotionalen Geschichten zu erzählen und die Vielfalt der Welt widerzuspiegeln. Yun Wang verdreht und faltet in der aktuellen Serie Zeit und Raum, macht damit die Malerei zur Skulptur, um das Weltbild eines vieldimensionalen Universums zu zeigen.
Yun Wangs Eltern, beide Musiker, wollten ihr eine musikalische Laufbahn ermöglichen und schickten sie nach Wien, die Stadt der Musik. Doch es war die bildende Kunst, die ihr das Gefühl der Freiheit und Freude gab, und Wien wurde für sie zur Stadt der Malerei. Sie absolvierte die Akademie der bildenden Künste bei Daniel Richter (Klasse „Erweiterter malerischer Raum“) und studierte Kunstmanagement an der Universität für angewandte Kunst. Seither lebt sie als freie Künstlerin in Wien. Ihre Musikalität ist immer noch ein entscheidendes Element Ihres Schaffens. Malerischer Ausgangspunkt waren die chinesische Tuschzeichnung und die Kalligraphie, zwei Strategien mit komplementären Ansätzen im Zwischenreich von Analogie und Code, Reduktion und Entfaltung. Später, mit dem Übergang zu größeren Formaten, entwickelte sie eine Öltechnik, die durch Verdünnung fließende Lasuren und die Übertragung der Werte der Tuschmalerei auf die Leinwand ermöglichte.
Was immer uns zum Erkennen angeboten wird, ist mit dem Vorbehalt versehen, dass es nur ein Zeichen ist. Ein Bild ist deshalb umso wahrer, je mehr es zerfällt, und je mehr es dies tut, desto mehr Wahrheiten offenbart es. Yun Wang bestätigt uns diese These, wenn sie ihre Arbeiten zwischen Gegenständlichkeit, Abstraktion und konkreter Präsenz des Mediums oszillieren lässt, mit unserer Wahrnehmung spielt und dabei, in einer rätselhaften und doch logischen Gleichzeitigkeit, ganz bei sich bleibt. Es entsteht ein Kreislauf des Sehens, dessen Stationen spontan auftauchen und wieder verschwinden, den Blick leiten und wieder loslassen. Diese Reise des Blicks kann auch die Tiefenachse entlang von atomarer Nähe bis in universale Ferne führen. Die bevorzugte Arbeitsweise der Künstlerin, das schrittweise, tastende Vordringen zu einer sich laufend addierenden oder subtrahierenden Bildstruktur aus halbtransparenten Schichten, macht diese Komplexität zu etwas, das zugleich Zufall und hohe Bewusstheit enthält. Der Gestaltungswille drängt vor allem zu einer expressiven, vitalen Farbigkeit, die sich mit den oft tanzenden Formen zu einander steigernden Bildräumen verschränkt. Eine sowohl kalligraphisch als auch kartographisch anmutende Zeichensetzung gibt diesen über alle Veränderungen hinweg ihren Halt.
Zugleich bauen sich die Teile und Ebenen vor unseren Augen zu präzisen Bekundungen des Wissens um die Natur und den Menschen auf. Yun Wang greift dabei auf die Weisheit der Kunst ihrer Heimat zurück, zitiert sie entweder direkt oder sinngemäß. Dies und die Neugier als Grundlage und geheimes Koordinatensystem erlaubt es, auch chaotische Systeme in die Bildwelt einbrechen zu lassen. Sie können die Verletzung des zuvor Unberührten zeigen, die Isolation des zuvor Verbundenen, die Störung der Gleichgewichte, oder sie führen in die fremden Dimensionen, mit denen Naturwissenschaft und Technik unsere Seh- und Denkgewohnheiten relativieren. Immer jedoch ist ein Bild für Yun Wang ein Weg, die Stimmung der Menschen zu verändern mit einer magischen, emotionalen Geschichte.
Eintritt frei!
Gemäß aktueller Covid-19-Verordnungen.
Informationen: www.baden.at/Haus_der_Kunst
Aussenderin: Maria Peschka, maria.peschka@baden.gv.at