Mit einer längerfristigen Kooperation zwischen der Stadt Wiener Neustadt und der Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt in der "Allzeit Getreuen" sollen die Kasematten im Stadtpark wieder revitalisiert werden. Für diese Kasematten, die von 1551 bis 1557 erbaut wurden, erstellten im Auftrag des Rathauses Schülerinnen und Schüler der 4. Jahrgänge Hochbau der HTL Wiener Neustadt unter Prof. Architekt Dipl.Ing. Karl Johann Opferkuch jene ersten Planungsentwürfe, die im Juni 2003 präsentiert, während der Sommermonate magistratsintern ausgewertet und mit dem Bundesdenkmalamt abgeklärt wurden. Nun liegt ein Grobnutzungskonzept vor, auf dessen Basis ab dem Wintersemester vier HTL-Schüler gemeinsam mit einem Statiker daran gehen werden, konkrete Entwürfe zu liefern.
Vom Rathaus wurden vier Vorgaben definiert: Der nördliche Teil innerhalb der Stadtmauer ist mit einer Nutzfläche von rund 650 Quadratmetern für Events aller Art gedacht, der südliche Teil für Gastronomiezonen. Der westliche Teil soll Nebenräume aufnehmen. Im Obergeschoss sollen Ateliers auf Nachwuchskünstler warten.
Nach Fertigstellung der Planung im Frühjahr 2004 soll ein Zeitplan erarbeitet werden, der als Grundlage für eine schrittweise Revitalisierung der Kasematten dienen soll. Die Fachleute und Schüler der HTL werden die Pläne auch praktisch umsetzen.
Zur Geschichte der Kasematten: Zwischen 1551 und 1557 wurden nach Plänen des Baumeisters Johann Tscherte an der südwestlichen Stadtmauer unterirdische Anlagen, also Kasematten, geschaffen, die der Lagerung von Munition dienten. In der Festungstechnik wurden damals neue Methoden entwickelt, um Pulverlager und Stadtverteidiger besser zu schützen. Schwere, tragfähige Gewölbe, die stark mit Erde überschüttet waren, wurden errichtet, um die Wucht der auftreffenden Geschosse zu bremsen. Der Zugang zu den Kasematten in Wiener Neustadt, ein wuchtiges Renaissanceportal, befindet sich in der Bahngasse 27. Die Ausdehnung der Kasematten beträgt rund 2.700 Quadratmeter.
Ein Teil der Kasematten ist mit einem eingeschossigen Gebäude überbaut, wo derzeit unter anderem das Atelier des verstorbenen Künstlers Prof. Kurt Ingerl untergebracht ist. In der Stadtmauer nächst dem Brüderturm befinden sich jüdische Grabsteine aus dem 13. und 14. Jahrhundert, unmittelbar daneben ein ehemaliges Ausfallstor.
Im 19. Jahrhundert dienten die Kasematten als Lagerplatz für Hopfen und Malz. Von 1936 bis 1938 wurden sie dann vom Fremdenverkehrsverein genutzt. Während des Zweiten Weltkrieges waren die Kasematten öffentlicher Luftschutzkeller, wobei am 16. März 1945 durch einen Bombentreffer ein Teil des Gewölbes zerstört wurde. Nach dem Krieg nutzte man die Kasematten als Lagerplatz für Eisblöcke und bis 1980 als Bühne für Veranstaltungen jeglicher Art. Im Hinblick auf die weitere Nutzung des historischen Potenzials wurde 1993 mit Außensanierungsarbeiten begonnen. Heute dienen die Kasematten teilweise als Lager für die Stadtgärtnerei.