Schmale weiße Gräben auf weißer Fläche - sie müssten eigentlich unsichtbar sein, doch der Schatten der Prägung zieht sich je nach Standpunkt des Betrachters in unterschiedlicher Nuancierung über das Papier. Der Blick will sich festklammern, folgt dem unregelmäßigen Pfad, um Halt zu finden, muss sich weiterbewegen, denn die Richtung ist vorgegeben. Der Augenblick erhält dergestalt eine doppelte Wertigkeit: Das Bild erschließt sich nicht mit einem Blick, und das Auge kann es nicht festhalten. Kein "Verweile doch, du bist so schön", keine Statik, keine Beruhigung.
Das Werk der Künstlerin steht für das Aufbrechen verkrusteter Gewohnheiten, für das Lösen aus starren Konventionen, für das Loslassen liebgewonnener Alltäglichkeiten, wenn etwa Formen und Konturen anzeigen, dass mit dem Blattrand nur die physikalische Begrenzung vorgegeben ist, der Strich oder die verwischte Linie jedoch ohne weiteres über den Rahmen, die Wand oder gar den Raum hinauslaufen könnten.
Dass sich die gebürtige Grazerin mit Drucktechniken befasst, scheint naheliegend. Hohengasser ist im Brotberuf Gebrauchsgraphikerin, der Umgang mit Farben und Druckereien gehört ebenso zu ihrem Alltag wie das Gefühl für Papierqualität und ästhetischen Anspruch. Es scheint daher auf der Hand zu liegen, dass sich aus der Art der Beschäftigung der künstlerische Ausdruck als logische Konsequenz ergibt. Doch mit dieser Einschätzung allein wäre Hohengasser unrecht getan.
Seien Sie erstaunt.
Galerie Norek
Linzer Straße 3
A-3390 Melk/Donau
Tel: 02752/53 888
http://www.norek.at/galerie/jda.html .
Ausstellungsdauer
9. Oktober bis einschließlich 31. Oktober 2003
Vernissage
Donnerstag, 9. Oktober 2003, Beginn 19.30 Uhr