Die IG Kultur Österreich hat sich in der Generalversammlung 2003 ein ehrgeiziges Ziel gesetzt: "Ausgehend von dem Umstand, dass Neoliberalismus, monopolisierte Wirtschaftsmacht, die Verdrängung der Politik sowie die Entsolidarisierung in der Gesellschaft immer stärker um sich greifen, will man fortan noch mehr als bisher das Bewusstsein für die Notwendigkeit einer Kulturarbeit mit gesellschaftspolitischer Ausrichtung schärfen."
Die IG Kultur Österreich findet für dieses Vorhaben eine spannende Ausgangssituation vor, weil sich die Interessenlagen und Aktivitäten ihrer Mitglieder sehr unterschiedlich gestalten. Dass daraus eine große Chance resultiert, betont auch Vorstandsmitglied Patricia Köstring: "Nimmt man \'Politisierung\' als Sensibilisierung, und politisiertes Vorgehen als Handlungskette, in der auf das Erkennen von Konflikten Reflexion und Aktion folgen, so lässt sich hier aus der Summe einzelner Aktionen durchaus eine Basis gemeinsamer politischer Ziele herstellen."
Wie wird dieses Ziel einer zeitgemäßen Politisierung der Kulturarbeit erreicht? Bereits in diesem Jahr wurden erste wichtige Schritte zur Umsetzung geleistet. So konnte die Notwendigkeit einer Politischen Kulturarbeit vor allem gegenüber Politik, Verwaltung und Medien noch stärker als zuvor in den Vordergrund gerückt werden. Die aktive Teilnahme an Sozialforen sowie das Engagement gegen Rassismus und Ausgrenzung in der Gesellschaft haben - neben den zahlreichen publizistischen Aktivitäten - zu einer engeren Einbindung der IG Kultur Österreich in verschiedene Netzwerken geführt, für die der bundesweite Dachverband der Kulturvereine mittlerweile ein wichtiger Partner geworden ist. Es ist aber vor allem auch gelungen, Politische Kulturarbeit wieder mehr ins Blickfeld der öffentlichen Aufmerksamkeit zu rücken.
Ein Förderpreis für Politische Kulturarbeit bildet im Jahr 2004 einen vorläufigen Höhepunkt dieser Schwerpunktsetzung. Die IG Kultur Österreich lädt alle Kulturinitiativen, Projektgruppen, Aktionskollektive und Einzelpersonen dazu ein, die Beschreibung ihrer Aktivitäten für diesen Preis einzureichen.
Die Jury wird aus namhaften Persönlichkeiten aus Kultur, Medien und Wissenschaft bestehen. Folgende Aspekte sollen dabei besondere Beachtung finden:
Wiederherstellung von Öffentlichkeiten
Im Zuge einer globalisierten Privatisierungspolitik werden die Handlungsräume des öffentlichen Interesses immer stärker eingeschränkt. Die weltweite Verengung des freien Zugangs zu Wissen, Bildung, Medien und Kultur entwickelt sich zunehmend zu einer der größten Bedrohungsszenarien für demokratische Gesellschaften.
Counterstrategies / Gegenhegemoniale Konzepte der Kulturarbeit
Ob in der breiten internationalen Protestbewegung gegen eine skrupellose Welthandelsorganisation oder beim Aufbegehren gegen die alleinige Durchsetzung von Wirtschaftsbundinteressen in der Gemeinde - es stellt sich auf allen Ebene zunehmend die Frage, wie man sich der Dominanz von Neoliberalismus und Demokratieabbau heutzutage überhaupt noch widersetzen kann.
Politischer Antirassismus
In der so genannten Globalisierung wird die freie Zirkulation des Kapitals, der Güter, des Konsums zwar massiv gefördert, die freie Mobilität der der Menschen ist jedoch massiven Einschränkungen ausgesetzt, sobald Armut bzw. rassistische Diskriminierung den Ausschlag dafür geben. Rassismus ist dementsprechend als konstituierendes Kennzeichen eines globalen gesellschaftlichen Systems zu bekämpfen. Nicht der Dialog mit den hegemonialen Kräften steht dabei im Vordergrund, sondern ein selbstbestimmter Empowerment-Prozess von politisch handelnden Subjekten, die nicht als Opfer gesehen werden wollen.
Einreichfrist: 1. Februar bis 14. April 2004
Die Einreichmodalitäten werden Anfang 2004 bekannt gegeben. Die Jurysitzung wird am 8. Mai 2004 öffentlich stattfinden und damit auch Transparenz bei der Auswahl der Projekte gewährleisten.
Nähere Infos: IG Kultur Österreich, Gumpendorfer Str. 63b, A-1060 Wien, Tel. +43 (01) 503 71 20, Fax. +43 (01) 503 71 20 - 15, Mobil. +43 (676) 309 49 86, http://www.igkultur.at/ .