M o n t a g, 8. März 2004, 19.30 Uhr
Anlässlich des Internationalen Frauentags
Anschließend: Diskussion mit Mitarbeiterinnen des Frauenhauses Amstetten und der Regisseurin Nina Kusturica (angefragt)
Ö 2003, Ca. 90 Min.
Regie: Nina KUSTURICA
Drehbuch: Barbara ALBERT
Kamera: Tim TOM; Produktion: Stefan PFUNDNER
"Studieren, Prüfungen machen, Diplomarbeiten schreiben. Das haben ganz andere Leute als du nicht geschafft". Mehr als Spott hat Werner (Manfred Stella) für die Ambitionen seiner Ehefrau Claudia (Liese Lyon) nicht übrig. Wenn sie nicht spurt, kann es schon passieren, dass er sie nackt auf den Balkon sperrt. Erst als Werner "die Hand ausrutscht" und er Claudia vor den Augen ihrer Töchter ein "Veilchen" verpasst, schaltet sie die Polizei ein.
Demütigungen am laufenden Band ist auch Sladjana (Mira Miljkovic) ausgeliefert. Ihr Ehemann Dragan (Igor Bararon) prügelt sie aus nichtigem Anlass krankenhausreif und versucht, ihr die Aussprache mit dem Arzt zu verweigern. Dabei hätte Sladjana in ihrem brüchigen Deutsch ohenhin nie daran gedacht, Dragan anzuzeigen. Erst als er ihr die Kinder nimmt, bricht sie aus dem Käfig aus, den Dragan ihr zugedacht hat.
Margit (Dagmar Schwarz) bemüht sich unauffällig zu sein. Fast gelingt es ihr, in ihrem spießigen Blümchenkleid mit dem Muster der ebenso spießigen Wohnzimmergarnitur zu verschmelzen. Ihre Yoga-Videos lässt sie schnell verschwinden, wenn ihr tyrannischer Ehemann Hans (Kurt Huemer) nach Hause kommt. Kein Wunder, dass sie sich heimlich in eine Karaoke-Bar stiehlt, um dort à la Edith Piaf ein bescheidenes "Je ne regrette rien" ins Mikro zu hauchen. Dabei bereut Margit alles - und keiner will ihr glauben.
Frauen aller Altersstufen, Schichten und Kulturen sind Opfer männlicher Gewalt. In Österreich laut Schätzungen jede fünfte.
Mit "Auswege" zeigt Nina Kusturica (Filmakademie Wien) eine sensible filmische Auseinandersetzung mit dem Problem familiärer Gewalt. Ihre Inszenierung und Schauspielerführung machen den Film zu einem packenden und zutiefst verstörenden Regiedebüt. Ein Gesellschaftsporträt, das man lieber nicht sehen würde, obwohl Nina Kusturica darauf verzichtet, physische Gewaltanwendung in drastische Bilder zu gießen.
"Wie viele Leute wissen denn, was in der Wohnung nebenan passiert? Ich möchte Filme machen, die sich von der Realität nicht viel entfernen, wo sich aber trotzdem noch etwas auftut."
"Auswege", nach dem Drehbuch von Barbara Albert, wurde vom Verein Autonome Österreichische Frauenhäuser initiiert und entstand zur Gänze ohne echte Filmfördergelder (Budget: ca. 100.000 Euro - sowohl Team als auch Darsteller stellten Ihre Arbeit größtenteils kostenlos zur Verfügung, da sonst der Film nicht realisiert werden hätte können.)
Der Film wurde auf der Berlinale 2004 im Rahmen des Int. Forums des Jungen Films gezeigt.
Nähere Infos: mailto:filmklub.wieselburg@telering.at .