vom 13. 3. 2003 - 11. 4. 2004
Kunstverein Baden: Beethovengasse 7, 2500 Baden
SA 10-12 u. 14.30-18 Uhr, SO 14.30-18 Uhr
Vernissage: Fr, 12. 3. 2004, 19:00 Uhr
Eröffnung: GR Hans Hornyik
Einführende Worte: Mag. Jürgen Ramacher
Unter dem Arbeitstitel "changing generations" hat der Kunstverein bereits vor zwei Jahren damit begonnen, Kunst unterschiedlicher Generationen zu zeigen, wobei jeweils die ältere Generation einen/e KünstlerIn der jüngeren Generation vorgeschlagen hat. (2002 war es Erich Steininger u. Renate Habinger, letztes Jahr war es Heinrich Heuer und Flora Zimmeter). Und 2004 trifft es sich, das die jüngere/nächste Generation in der Familie liegt. So stellen nun aus: Helga Cmelka und ihre Tochter Kerstin, Karl Kessler und sein Sohn Leopold. Sie werden sehen: Wie unterschiedlichst die Ansätze sind und das "Junge Kunst" unabhängig vom Alter ist.
HELGA CMELKA
"Helga Cmelka ist Malerin und Grafikerin - beide Seiten ihrer künstlerischen Tätigkeit sind ihr gleich wichtig, beide ergänzen sich gegenseitig und aus jeder gewinnt sie wiederum Anregungen für die jeweils andere Arbeit. Auch ihre Siebdrucke stehen in enger Verbindung zu den gemalten Bildern mit Gaze. Reihung, Ornament und Muster prägen diese eleganten und feinen Werke. Und gerade mit diesen Siebdrucken erreicht die Künstlerin, die eigentlich gar keine Affinität zur Textilkunst hat, an diese eine formale Annäherung. Ich meine dies im besten Sinne, denn gerade die Textilkunst der unterschiedlichsten Länder und auch jene der zeitgenössischen Künstler setzt eben auf Reduktion, das Prinzip der Reihung, die Variation einfacher Zeichen und gewinnt daraus ihre Wirkung". (Dr. Susanne Berchtold, November 2000)
Helga Cmelka benützt für Ihre Malerei Gewebe, nicht ausschließlich als "Trägermaterial" für Bilder, sondern auch als "Ausdrucksmittel" als "gestalterisches Element". Anfänglich auf Leinwand und Jute reduziert, kombinierte sie im Laufe der Jahre die unterschiedlichst beschaffenen Gewebe. Die "Eigenschaften des Gewebes" - der Schussfaden als Verflechtung der Vertikalen mit der Horizontalen - sind für sie von großer Bedeutung. Mit diesem, aus dem Gewebe entwickelten malerischen System wird das "maschinelle Produkt" mit der "eigenen Handarbeit" verbunden. Durch das "Eingreifen" ins Gewebe - hinzufügen, wegnehmen, verdichten, übereinander legen - entstehen die Bilder.
KERSTIN CMELKA
Gut dass Damian noch so klein ist ...
Ausgangspunkt meines Projekts waren sogenannte Paparazzi-Fotos in Illustrierten und Zeitungen. Beim Betrachten solcher Bilder stellt man eine starke formale Normierung
fest: Die Fotos sind fast ausschließlich mit starken Teleobjektiven aufgenommen, um unauffällig aus weiter Entfernung prominente Personen meist privat aufnehmen zu können, was eine Art künstliche/voyeuristische Nähe des Betrachters zum aufgenommenen Objekt erzeugt. Dabei wird die Wichtigkeit der fotografischen Qualität des Bildes (Feinkörnigkeit, Fokus etc.) in den Hintergrund gestellt, viel wichtiger sind Erkennbarkeit prominenter Personen und Erkennbarkeit der Handlungen, bei denen diese in flagranti fotografisch ertappt worden sind.
Einen weiteren Punkt bildet der Text, der oft direkt in das Zeitungsbild, daneben oder darunter gesetzt wird. Er bietet die Möglichkeit, Bilder, die per se keine direkte skandalträchtige Information beinhalten, mit zusätzlicher Information aufzuladen und so "interessanter" zu gestalten.
Inhaltlich beschränkte ich meine Arbeit auf Bilder von prominenten Müttern zwischen ca. 28 und 38 Jahren, die in der Öffentlichkeit eine Art multiple Rollenfunktion bekleiden: sorgende Mutter, Ehefrau, emanzipierte, autonome, erfolgreiche und begehrenswerte Frau, Idol, VIP. Diese Klischees werden von den Medien wie auch von den Prominenten selbst bewusst eingesetzt und inszeniert. Aufgrund dieser verschiedenen Rollenklischees sind diese Personen von den Medien auch auf unterschiedlichen Ebenen darstell- und angreifbar. Ich versuchte nicht einzelne Zeitungsbilder 1:1 nachzustellen, viel mehr dienten sie mir als Vorlagen, aus denen bestimmte Orte, Bewegungen, Gesten, Handlungen, Kleidungsstücke und Requisiten übernommen und von mir reinszeniert wurden.
KARL KESSLER
Die ausgestellten Objekte:
1. 4 Boxen aus Acrylglas ca. 40 x 50 x 25 cm, darin befinden sich Abgüsse weiblicher Körperfragmente die landschaftsähnlich angeordnet und teilweise mit Sand bedeckt sind. Mit Hilfe von "archäologischen" Werkzeugen z. B. Spachtel und Pinsel, können die BetrachterInnen die Körperpartien an denen sie interessiert sind freilegen.
2. 4 Boxen aus Acrylglas ca. 35 x 60 x 12 cm, die in mehrere miteinander verbundene Nischen unterteilt und mit Sand bedeckt sind. Die Bodenfläche ist mit Fotomontagen weiblicher Körperteile ausgekleidet und mit Sand bedeckt. Die BetrachterInnen sind aufgefordert durch unterschiedliches Neigen der Boxen den Sand ins Rutschen zu bringen und dadurch jene Bildteile an denen sie interessiert sind sichtbar zu machen (vergleichbar mit einem Geduldspiel).
Das Spiel in und mit diesen Installationen ist assoziierbar mit der distanzierten Situation die in Peepshows hergestellt wird. Es geht um die Isolierung voyeuristischen Verhaltens und um die Instrumentalisierung sexueller Attribute.
LEOPOLD KESSLER
Leopold Kessler untersucht in seinen Arbeiten die Trennlinie zwischen privatem und öffentlichem Besitz bzw. Raum. Er lotet durch meist unbemerkte Machtübernahme die eng gesteckten Grenzen des persönlichen Freiraums aus - gesetzliche Begrenzungen unter dem Deckmantel des Schutzes des "Anderen". Er repariert defekte öffentliche Einrichtungsgegenstände - sie sind für ihn Symbole für die Unfähigkeit des Staates alles zu vollstrecken was er verspricht oder androht.
Kessler versucht bestehende Systeme spielerisch ausser Kraft zu setzen oder er schafft in seinen Ausstellungen selbst Systeme an deren Regeln sich der Besucher entweder halten oder sich ihnen widersetzen kann. Der Kreativität des Ungehorsams auf der Spur interessiert sich Kessler für die Gründe der allgemeinen Akzeptanz gewisser Übertretungen (Kavaliersdelikt) im Gegensatz zur freiwilligen, gegenseitigen Beschränkung auf ein Minimum an Spielraum.
In seinen Innenraumarbeiten verändert er häufig die Funktions- oder Bedienungsweise von vertrauten Gegenständen wie Türen, Fernsehern, Mistkübeln. Normale Bewegungsabläufe können durch meisst unsichtbare Verbindungen unerwartete Konsequenzen nachsichziehen. Das Unerwartete oder nicht Funktionierende als willkommene Unterbrechung im funktionalen Alltag.
Nähere Infos: Jürgen Ramacher, Marchetstraße 70, 2500 Baden, T. 02252/85685, mailto:ramacher@mycity.at , http://kunstverein.baden.com .