Lang erwartet zieht am kommenden Wochenende der Frühling offiziell in die Lande ein. Die Waidhofner Galerie kulturPendel feiert diesen Anlass mit der Ausstellungseröffnung von Heidrun Anger am Freitag, dem 19. März.
Überraschend gewährt die Malerin, die noch letztes Jahr bei ihrer Einzelausstellung im kulturPendel eine stark geometrisch ausgerichtete Serie zeigte, Einblicke in ihre Auseinandersetzung mit organischen Formen und ihre Hingabe an die Sinnlichkeit der Farbe. In Arrangements gruppiert Heidrun Anger um jeweils eine Blütendarstellung Tafeln mit farblich zu den Blüten abgestimmten Verläufen, die sie "Farbharmonien" nennt und dennoch auch manchen Kontrast bieten, etwa wenn eine indigoblaue Vase sich bei einer Farbharmonie wiederholt und als blauer Blitz vertikal durch die gelbe Fläche zieht.
Durch die Kombination mit schimmernden Farbflächen werden die Blütenbilder in einen neuen Kontext gesetzt, um die Blume herum entsteht ein Mikrokosmos, und so stören die Blumen einander nicht bei der Entfaltung ihrer jeweiligen Pracht. Anders als in einer Blumenwiese, in der die Pflanzen schlicht und ergreifend ihrem Wachstum nachgehen, sind die Blüten hier in Szene gesetzt, jedoch nicht in künstlicher Dramatik sondern behutsam und sensitiv.
Der Blickwinkel auf die Blume zeigt verschiedene Positionen in Hinblick auf die Distanz zum gemalten Objekt: Manchmal ist Heidrun Anger der Blüte und ihrer inneren Struktur ganz nah, manchmal tritt die Malerin einen Schritt zurück und betrachtet die Blume als Ganzes und nicht fragmentarisch.
Gemeinsam ist den Blüten die Metapher: Als Sinnbild des Frühlings steht die Blume für Schönheit und die erwachende Natur. Voller Erwartung auf Licht keimen die Lebensgeister mit jedem Tag, bis sich die Natur voll entfalten kann. Der spanischsprachige Autor Ruben Darío, Vertreter der L´art-pour-l´art-Bewegung um die Jahrhundertwende vom 19. zum 20. Jahrhundert widmete dem Zyklus der Jahreszeiten ein vierteiliges Gedicht und beginnt mit dem Frühling. "Van mis rimas / en ronda, a la vasta selva, / a recoger miel y aromas / en las flores entreabiertas." Darío lässt - frei übersetzt - seine Verse durch den weiten Wald ziehen, um Honig und Duft aus den halbgeöffneten Blütenkelchen zu sammeln.
Vielleicht hat es mit den Blüten von Heidrun Anger eine ähnliche Bewandtnis, nur sind es keine Verse, sondern Farben und Formen, die diese Aufgabe übernehmen.
Ausstellung Heidrun Anger von 20. März bis 10. April 2004
Do-Fr 15-18 Uhr, Sa 10-13 Uhr, So 15-18 Uhr
Eröffnung am 19. März 2004, 18.30 Uhr durch Birgit Amenitsch-Freiberger
kulturPendel, Unterer Stadtplatz 8, 3340 Waidhofen/Ybbs
Tel 07442/53 611, http://www.kulturpendel.at .