Wenn der Waidhofner Künstler Herbert Petermandl unter dem Motto "Honig um´s Maul" in der Galerie kulturPendel eine Ausstellung gestaltet, können sich die BesucherInnen auf eine Mischung aus Satire und Sinnlichkeit gefasst machen. Eine Petermandel´sche Keramikfigur, die einen Bären darstellt, der sich über eine Honigwabe hermacht, war für den Künstler möglicherweise der Auslöser für die Wahl des Titels: Sicher ist, dass Honigspuren am Mäulchen den sinnlichen und vielleicht sogar heimlichen Genuss verraten.
Besonderer Schwerpunkt bei der Ausstellung, die am 16. April 2004 eröffnet wird und bei der auch Aquarelle und Ölbilder gezeigt werden, sind die aktuellen Keramikfiguren von Herbert Petermandl. Nach seinen Skulpturen aus Holz und Metall - wir dürfen an dieser Stelle an das "Adabeischaf" und die "Schwellenkatze" erinnern - sah der Künstler laut eigener Aussage in der Hinwendung zur Keramik einen logischen Schritt bei der Weiterführung seiner kreativen Tätigkeit. An der Arbeit mit Ton schätzt Herbert Petermandl besonders die Möglichkeit, wegen der Formbarkeit des Materials die Eindrücke unmittelbar und spontan zu verarbeiten. So entstand eine Serie von Figuren, jedoch nicht nur Tiere wie der bereits vorgestellte Honigbär, sondern auch Frauendarstellungen.
Gerade bei den Frauendarstellungen genoss der Künstler, die für seinen Stil charakteristische Betonung der weiblichen Rundungen diese auch sinnlich durch das Formen des Tons umzusetzen, wobei archaische Ausgrabungsstücke urzeitlicher Fruchtbarkeitsdarstellungen seinem Schönheitsverständnis näher kommen dürften als der vielpropagierte Kult um magersüchtige Models.
Neben der Huldigung des weiblichen Körpers darf aber im Werk des Herbert Petermandl eines nie fehlen: Ironie gegenüber dem aktuellen Geschehen seiner unmittelbaren Umgebung. Diese bringt der Künstler in diesem Fall in Form einer Hasengruppe aus Keramik zum Ausdruck, die er "Freie Radikale" nennt, sich jedoch weniger auf die chemische Bedeutung des Begriffs bezieht als vielmehr um das metaphorische Bild, das beim Rezipienten entsteht, wenn er den chemisch-medizinischen Fachausdruck in seine Einzelbestandteile zerlegt. Möglicherweise hat Petermandl in einem Punkt die ursprüngliche Bedeutung der "Freien Radikalen" aufgegriffen, handelt es sich dabei doch um Teile von Molekülen, die sich mit anderen Molekülen verbinden und unter Verdacht stehen, gefährliche Kettenreaktionen im Körper des Menschen hervorzurufen. Petermandels "Radikale" in freier Wildbahn sind Hasen mit ausdrucksstarken Gesichtern, bei denen der männliche Oberradikale streng und starr in hockender Haltung verharrt, und dessen Verbindung zu den Häsinnen der Tiergruppe scheinbar auch fatale Kettenreaktionen ausgelöst haben könnte. Ob es sich dabei um eine Allegorie auf den Geschlechterkampf handelt, kann nur der Künstler selbst beantworten, fest steht jedenfalls, dass bei der offensichtlichen Auseinandersetzung das Männchen ausgesprochen zerfledderte Ohren davongetragen hat.
Ungewöhnliche Lösungsvorschläge zur Interpretation der Kunstwerke wird der Waidhofner Kabarettist Günter Pechhacker in seiner Eröffnungsrede zur Ausstellung geben - und das Schöne darin ist, dass sich hier zwei Spezialisten für hintergründigen Humor gefunden haben, denen es auf ganz spezielle Weise immer wieder gelingt, die Menschen zum Schmunzeln zu bringen. Musikalisch begleitet das Trio Ma-Jo-St-oso unter der Leitung von Thomas Wallner die Eröffnung. Die Ausstellung wird mit Unterstützung durch die Volksbank Waidhofen ermöglicht.
Herbert Petermandl, "Honig um´s Maul"
Eröffnung am 16. April um 18.30 Uhr
Von 17. April bis 2. Mai 2004
Öffnungszeiten: Do-Fr 15-18 Uhr, Sa 10-13 Uhr, So 15-18 Uhr
Galerie kulturPendel, Unterer Stadtplatz 8, 3340 Waidhofen/Ybbs, Tel. 07442-53611
http://www.kulturpendel.at .