Waidhofen an der Ybbs, bekannt für die architektonische Umgestaltung des Stadtraumes durch Ernst Beneder, bietet vom 28. Mai bis 26. Oktober Kunst im öffentlichen Raum. Unübersehbar. Der altehrwürdiger Schlossturm mit einem Sprungbrett versehen. Am Stadtturm, gewissermaßen dem Herzstück der Stadt, lächeln Menschen von Plakaten. Der Boden am Oberen Stadtplatz und in der Hintergasse mit Schrift übersät. Gelbe Schilder warnen vor Freilandeiern in Bodennähe.
Die jungen Künstler Alfredo Barsuglia und Christian Eisenberger haben unter dem Motto "Loop 2004" ihre Spuren in der Stadt Waidhofen an der Ybbs hinterlassen. Die beiden haben so manches gemeinsam: die Ausbildung an der Universität für angewandte Kunst, die steirische Herkunft und eine unstillbare Lust, öffentliche Plätze in Kunstzonen zu verwandeln.
Barsuglia machte im Spätsommer 2003 durch seine Aktion im Wiener Burggarten "Die Umwelt sauber halten", eine Installation mit Zahnbürsten, medial auf sich aufmerksam und Eisenberger hat sich einen Namen als Direktor der Kunsthalle Semriach "K2" gemacht, einer Kunstinstitution, in der bereits Größen wie Robert Adrian X oder Raymond Pettibon ausgestellt haben.
In Waidhofen an der Ybbs ist es Barsuglia und Eisenberger gelungen, unter Bewahrung künstlerischer Eigenständigkeit einen gemeinsamen Auftritt vorzubereiten, bei dem der einzelne mit dem jeweils anderen intertextuelle Berührungspunkte gefunden hat.
Mit der Bezugnahme auf den Loop haben Barsuglia und Eisenberger einen Rundgang entwickelt, bei dem man sich in vorgegebenen Bahnen bewegt. Der Weg führt entlang der Türme. Die Markierung erfolgt durch den im Boden für den Zeitraum der Aktion aufgedruckten Schriftzug "rechts - links", der zugleich Schritte vorgibt. Zugleich stellen Barsuglia und Eisenberger ihre eigenen Vorgaben, die Stadt zu durchqueren, in Frage, indem sie die Zielstrebigkeit des Ganges durch die Stadt immer wieder unterlaufen, spielerisch umgehen und individuelle Abweichungen - etwa durch Hindernisse - provozieren.
Bewegt man sich entlang dieses Weges, wird man durch die Künstler mit speziellen Installationen (an öffentlichen Gebäuden, auf dem Gehsteig, in Grünflächen) auf Orte aufmerksam gemacht, die im täglichen Gang durch die Stadt vielleicht nicht mehr wahrgenommen werden, da sie für die BewohnerInnen selbstverständlich zum Stadtbild gehören, für Außenstehende aber - in diesem Fall die Künstler - ein spezielles Interesse hervorrufen.
Mit Loop 2004 wurde ein Konzept umgesetzt, bei dem die Stadt selbst nicht nur Kulisse für zeitgenössische Kunst ist, sondern Thema der Kunst im öffentlichen Raum selbst. Dadurch stand für Kuratorin Theresia Hauenfels von Anfang an fest, dass die Türme, die der Stadt Waidhofen nicht umsonst den Beinamen "Stadt der Türme" verleihen, zentrale Punkte für eine Gestaltung durch die Künstler werden sollten. Die nahezu akrobatisch durchgeführte Anbringung der Installation an den Türmen wurde unter der Leitung des Co-Organisators, dem Bildhauer Uwe Hauenfels, mit Hilfe der Bergsporthandlung Condor umgesetzt.
Wie ortsansässige Künstler und Künstlerinnen die Türme gestalten würden, zeigt das Video "Kunst hebt ab", das im Ybbsturm und im Stadtturm zu sehen ist. Bei einem Rundgang durch die Stadt, geführt durch die New Yorker Kulturwissenschafterin Dr. Renée Gadsden, erzählen Leopold Kogler, Pius Litzlbauer, Solomon Okpurukhre, Anita Schneider, Maria Schneider_Dichlberger und Lisa Thurner, was mit Ybbsturm, Stadtturm und Schlossturm passieren würde, hätten sie völlig freie Hand zur Umgestaltung.
Das und noch mehr erfahren die BesucherInnen bei der Eröffnung, die am 27. Mai um 19.00 Uhr vor dem Stadtturm stattfindet. Beim Auftritt der Grazer Performance-Gruppe Company 1 [ge(h)zeiten] wird das Thema des Kunstprojektes - neue Wege in der Wahrnehmung des gewohnten Lebensraumes - tänzerisch umgesetzt. Zugleich zeigt die Performance, dass Kunst und Wirtschaft miteinander neue Wege gehen können, da während des Auftrittes Mode aus dem Haus des Projektsponsors Pöchhacker künstlerisch in Szene gesetzt wird.
Mit DJ Tung Lashor klingt der Eröffnungsabend in der Waidhofner Galerie kulturPendel aus, wo man einen weiteren Einblick in die Arbeit von Barsuglia und Eisenberger von 28. Mai bis 17. Juni erhält und die vom Ehepaar Hauenfels für den Verein Kunstbank Ferrum - Kulturvernetzung Mostviertel geführt wird.
Als Begleitprogramm zu Loop 2004 bietet weiters Waidhofen an der Ybbs eigene Stadtführungen entlang des künstlerisch gestalteten Rundgangs, die sowohl die historischen Anknüpfungspunkte beleuchten als auch dessen spielerischen Charakter integrieren, eigene Workshops für Kinder und Jugendliche folgen in den nächsten Wochen.
Stadtführung Loop 2004:
Anmeldung im Büro des Vereins Kunstbank Ferrum-Kulturvernetzung Mostviertel 07442/53611 bzw. unter mailto:kulturpendel@hotmail.com .
Eröffnung am 27. Mai 2004, um 19.00 Uhr Oberer Stadtplatz vor dem Stadtturm, Waidhofen/Ybbs
Gratis Shuttle-Bus von Wien nach Waidhofen/Ybbs und retour
Abfahrt: Wien Westbahnhof, 16.00 Uhr, Rückkehr Wien Westbahnhof, 00.00 Uhr