Wenn Pius Litzlbauer, Mitglied des Projektteams des kulturPendel, seine nächste Ausstellung am
13. August in der Waidhofner Galerie eröffnet, begibt er sich sozusagen auf heißes Pflaster. Er hat Spuren einer hoch entwickelten Zivilisation entdeckt, die am Boden der Stadt Waidhofen/Ybbs hinterlassen wurden, und diese Spuren über die herkömmliche wissenschaftliche Dokumentation hinaus festgehalten.
Bei den zivilisatorischen Überresten handelt es sich um eine zähe Masse, die offensichtlich als Genussmittel benutzt wird. Die Ursprünge werden in Amerika vermutet, seit den 50er Jahren ist es auch in Europa in aller Munde. Gerüchten zufolge soll in einem gewissen restriktiven Staat in Asien, wo dieses Mittel mehr als ein Jahrzehnt verboten war, der Besitz im Eigengebrauch wieder erlaubt sein. Auf seiner Spurensuche hat Litzlbauer interessante Beweise für die soziale Komponente des Genussmittels gefunden. Ging die Wissenschaft bis dato davon aus, dass die gummiartige Masse einzeln konsumiert wurde, sozusagen als privates Vergnügen, konnte Litzlbauer bahnbrechende neue Erkenntnisse sammeln. Er entdeckte Verdichtungen vor speziellen Orten, vor allem vor Geschäftslokalen, besonders dann, wenn an diesen öffentlichen Plätzen das Vorhandensein von Sitzgelegenheiten festgestellt werden konnte. Die These vom Akt der gemeinsamen Einnahme, verbunden mit einem rituell überhöhten Ausspucken, sobald die Wirkung des Genussmittels nachlässt, konnte jedoch noch nicht erhärtet werden. Radiologische Untersuchungen sollen nun Auskunft darüber geben, wie alt die einzelnen Relikte sind und ob der Zeitpunkt, wo sie ausgespuckt wurden, jeweils ident ist.
Um seine Beobachtungen für die Nachwelt festzuhalten, hat Pius Litzlbauer weder Kosten noch Mühen gescheut, unter Zuhilfenahme neuester Technologien den Ausstellungsbesuchern einen Einblick in das spannende Universum dieser Relikte zu ermöglichen. Ästhetik, so der kreative Forscher, spiele in seinen Darstellungen eine überaus wichtige Rolle. Um auch den mitunter unappetitlichen Anblick seines Forschungsgegenstandes zu meiden, arbeitet Litzlbauer mit Verfremdungen. Dabei gelingt es ihm, die verschiedenen Strukturebenen des Reliktes räumlich und farblich zu visualisieren. Entstanden ist dabei eine Serie unter dem Titel "Ausg´schpuckt": der Titel bezieht sich sowohl auf die als gesichert geltende Methode, sich des Genussmittels zu entledigen, als auch auf die Tatsache, dass die Dokumentation am Computer bearbeitet wurde und nunmehr der Drucker des Gerätes die Bilder ausspucke. Ermöglicht wurde die Ausstellung von Pius Litzlbauer durch YbbsIT, einer Initiative von innovativen Unternehmen im Bereich IT und Kommunikation, die von den Firmen Protech, m-ec, IMC und i-gap getragen wird.
Litzlbauer ist es mithilfe neuer Technologien gelungen, bei seinen Fundstücken durch die Neubewertung der Kontraste und des Farbwertes, sowie durch Änderungen der Anordnung räumliche Situationen entstehen zu lassen, die deutlich machen, dass die Relikte unter einander in Kommunikation treten und sozusagen ein eigenes Muster entwickeln. Und hier kommen wir wieder zum Kern des Forschungsgegenstandes. Welche Rituale stecken hinter dem Anbringen der zähen Masse auf dem Boden und gibt es Bezüge zur Alchemie, einer am Rande der Esoterik georteten Wissenschaft von der Verwandlung eines wertlosen zu einem wertvollen Material. Fragen über Fragen - die nur von einer Person beantwortet werden können: dem Verwandlungskünstler Pius Litzlbauer.
Eröffnung am 13. August, 20.00 Uhr
Ausstellung vom 14. August bis zum 5. September
Do-Fr 16.00-19.00 Uhr, Sa 10.00-13.00 Uhr, So 15.00-18.00 Uhr
kulturPendel, Unterer Stadtplatz 8, 3340 Waidhofen/Ybbs, Tel. 07442-53611
http://www.kulturpendel.at .