Kuratorin: Martina Tritthart
Eröffnung: Freitag, 5. November 2004, 19 Uhr
"Das Haus ist unser Winkel der Welt. Es ist - man hat es oft gesagt - unser erstes All. Es ist wirklich ein Kosmos. Ein Kosmos in der vollen Bedeutung des Wortes. Ist nicht, als Intimität gesehen, noch die schlichteste Wohnung schön?" Gaston Bachelard
Nach dem erfolgreichen Start im Vorjahr veranstaltet das niederösterreichische Architekturnetzwerk ORTE heuer bereits zum zweiten Mal ein Filmfestival, diesmal zum Thema des privaten Wohnens.
Das Haus nimmt im Film eine besondere Stellung ein. Obwohl es selbst nur selten eine tragende Rolle spielt, unterstützt es wie kein anderes Element die dargestellten Charaktere seiner Bewohner. Dabei wird die Architektur des Hauses zum Symbol für Lebensstil und Gesinnung seiner Benutzer. Es gibt nur wenige Spielfilme, die Architektur bewusst in Szene setzen und gleichzeitig filmische Qualitäten besitzen, aber viele Filme arbeiten mit Klischeebildern von Bewohnern und ihren Häusern. Die Rezeption dieser Klischeebilder haben das Alltagsleben und die Architektur beeinflusst. Auch in Europa wird ein anonymer Architekturstil im Film bevorzugt, das Eigenheim des Häuselbauers, das bürgerliche Zinshaus und als österreichische Spezialität gerne auch der Schrebergarten.
Das 2.ORTE Filmfestival zeigt ein aktuelles, kritisches, spannendes Filmprogramm samt begleitenden Diskussionen, um über das Medium Film Architekturfragen zu erörtern, die Beziehung zwischen Architektur und Medien auszuloten und zum Diskurs über Aspekte des Wohnens anzuregen.
Neben dem Eröffnungsfilm Goff in der Wüste - Photographie und jenseits 7 von Heinz Emigholz, der persönlich anwesend sein wird, zählt die Österreich-Premiere von "My Architect: A Sons Journey" von Nathaniel Kahn über seinen Vater Louis Kahn (nominiert für den Oscar 2004 als bester Dokumentarfilm) zu den Höhepunkten des Festivals.
Der Samstag steht ganz im Zeichen eines österreichischen Zugangs zum Thema. Um 14 Uhr wird in der Galerie neben dem Cinema Paradiso die Ausstellung DREH-ORTE mit Locationfotos zu Ulrich Seidls "Hundstage" eröffnet. Danach geben Videos des Künstlers Hubert Lobnig Einblick in niederösterreichische Vorstadtsiedlungen und erzählen über ganz persönliche Wohngeschichten und Lebensträume. Filmemacher und Filmarchitekten stellen sich im Anschluss der Diskussion über die Rezeption privaten Wohnens im Film und zu den Auswahlkritierien für Filmlocations. Am Abend ist als Vorfilm zu "Hundstage" erstmals in Österreich The Room von Rutger Hauer und Erik Lieshout zu sehen. Den alltäglichen Wahnsinn in einem japanischen Reihenhaus zeigt zum Abschluss des Samstagabends die japanische Komödie Die Familien mit dem umgekehrten Düsenantrieb.
Den Sonntag leitet zum mittäglichen Kino-Brunch der Spielfilm Ice-Storm ein. Der Nachmittag bietet ein dreiteiliges, internationales Kurzfilmprogramm. Das Segment "blockbusters" befasst sich mit Filmen von Lotte Schreiber (Quadro), Stefan Macheiner (Erase and Rewind), der Österreichpremiere des rumän. Films C-Block Story von Christian Nemescu und einer Filstudie über das Wohnprojekt Nemausus von Jean Nouvel mit dem Leben im Wohnblock. Den Part "home sweet life" bestreiten Ayako Yoshimura, Corinna Schnitt und Deborah Stratman. Den Abschluss des Kurzfilmnachmittags bilden die "Häuser der Architekten": ein sich nach der Sonne drehendes Haus bei Verona im Film Il Girasole von Marcel Meili und Christoph Schaub, einem sehr persönlichen Porträt des "Eames House" von Charles und Ray Eames und dem Film Auf der Suche nach Transparenz von Bascha Batorska über die Bauten von Rudolf Schindler und Richard Neutra in Los Angeles.
Zum Abschluss des 2. ORTE Filmfestivals wird erstmals in Österreich My Architect, A Sons Journey von Nathaniel Kahn über seinen Vater Louis I. Kahn gezeigt. Nathaniel Kahn begibt sich dazu auf eine faszinierende Reise rund um die Welt. Er sucht jene auf, die Louis Kahn kannten und mit ihm arbeiteten. Er reist zu den Gebäuden aus Beton, Ziegelstein und Licht, die Louis Kahn berühmt machten. Doch vor allem nimmt uns Nathaniel Kahn mit auf eine epische, fast spirituelle Suche nach seinem Architekten, seinem Vater, dem Menschen Louis I. Kahn, dessen kontrastreiches Leben und Werk in poetischen und eindrucksvollen Bildern nachzeichnet. Nathaniel sagt selbst: "Ich erreichte einen Punkt, an dem es mir schien, als würde ich tatsächlich mit meinem Vater reden."
An den Nachmittagen gibt es ein spezielles Kinderprogramm mit "Ferien auf Saltkrokan" bzw. "Neues von Petterson und Findus" - Filme, in denen das Haus eine zentrale Rolle, spielt.
TICKET-RESERVIERUNG: http://www.cinema-paradiso.at . oder Tel. 02742/21 400
Weitere Informationen, Pressetexte, Bildmaterial:
ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich, Steiner Landstraße 3, 3500 Krems, Tel. 02732/78274, Fax 02732/78374-11, mailto:office@orte-noe.at , http://www.orte-noe.at .