Über 200 Schauplätze der Geschichte Floridsdorfs aus den ersten 50 Jahren als Wiener Bezirk trug der im Bezirk wohnende Historiker Peter Schubert in einem Buch zusammen: Die Geschichte der Jahre 1905-1955 - ganz aus der Nähe.
Im Februar 1934 wurde um den Schlingerhof gekämpft, wobei es zumindest 10 Tote und 31 Verwundete gab, im Juni 1938 wurde aus diesem Gemeindebau Jakob Hesky als Jude in das KZ Dachau eingeliefert, gestorben ist er im KZ Buchenwald. Seine Frau wurde nach Polen deportiert, genauso wie der Tapezierermeister Jakob Lustig.
In der Brünner Straße 52 - heute ONE - gab es eine Jutespinnerei, die im Bombenhagel am 26. Juni 1944 in Flammen aufging. Gegenüber auf Nr. 53 war das "Tschechische Haus", wo die tschechischen Vereine für die 3.293 Tschechen in Floridsdorf ein reges Kulturleben entstehen ließen. Gleich ums Eck, durch die Bahnsteggasse kommt man in die Kuenburggasse, wo eine deutsch-tschechische Schule existierte. 1944 diente sie als Lager für ungarische Juden, die als Zwangsarbeiter nach Wien gebracht wurden. Als das Gebäude am 17. November 1944 von alliierten Bomben zerstört wurde, starb eine unbekannte Zahl dieser Deportierten. Heute ist dort ein Kinderspielplatz.
Am Spitz wurden die jüdischen Geschäfte 1938 geplündert und schließlich arisiert und 1945 residierte dort die sowjetische Kommandantur. Ein paar Häuser weiter mussten sich die schwerer belasteten Nationalsozialisten täglich melden, um die Straßen von Schutt zu befreien. Verladen wurde der Schutt auch in die Straßenbahn, für die ein eigenes Gleis in die Schwarzlackenau führte, wo mit dem Material ein Nebenarm der Donau zugeschüttet wurde.
Die Gartenstadt - der spätere Karl Seitz-Hof - war einer jener Musterbauten des Wiener sozialen Wohnbaues der Zwischenkriegszeit, die diesem Programm Weltgeltung verschaffte. Für die "Ausgesteuerten" - Langzeitarbeitslose, die kein Arbeitslosengeld mehr bekamen - entstanden die Nordrand- und die Großfeldsiedlung, wo sie auf einem kleinen Grundstück Gemüse ziehen und mit Hühnern, Hasen und vielleicht einer Ziege sich über Wasser halten konnten. Vereinzelt haben sich solche Häuser bis heute erhalten.
An über 200 Schauplätzen entwickelt sich die Geschichte der Jahre 1905-1955 vor den Augen des Lesers, Geschichte die man erwandern kann: Es sind prominente Adressen darunter, die heute ganz anders genutzt werden: Wo heute der XXXL_Lutz seine Möbel verkauft, war die Lokomotivfabrik, an der Stelle des Mediamarkts und des Möbelhauses Interio produzierte Austro-Fiat Autos und gegenüber, wo heute ein Mega-Baumax das Straßenbild dominiert, war die Fabrik für landwirtschaftliche Maschinen von Clayton-Shuttleworth - und 1944/1945 ein Nebenlager des KZ Mauthausen.
Buchpräsentation:
20. Februar 2005
11.00 Uhr im Bezirksmuseum; Prager Straße 33; 1210 Wien
Eintritt frei!
Anschließend in den Buchhandlungen erhältlich
Buch: "Schauplätze der Geschichte. Floridsdorf 1905-1955".
Die ersten 50 Jahre als Wiener Bezirk.
84 Seiten mit ca. 140 Abbildungen
fest gebunden für Euro 24,80; Verlag Mayer & Comp.
Autor: Prof. Dr. Peter Schubert
Pressesprecher Stift Klosterneuburg:
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