Zwischen Universität und Widerstand-
Französische Kriegsgefangene Offiziere im Oflag XVII A Edelbach
Der mit zahlreichen Fotos unterlegte Vortrag schildert auf der Grundlage von Tagebüchern, Archivalien, eines Filmes und von oral history-Interviews mit Zeitzeugen das Alltags- und Kulturleben im größten Lager für französische kriegsgefangene Offiziere (durchschnittlich 4.500 Mann), die ab 1940 fünf Jahre lang auf engstem Raum auf dem Hochplateau von Allentsteig-Edelbach interniert waren. Sie bauten eine außergewöhnlich wirksame "Lageruniversität" sowie eine im Kontakt mit Einheimischen ebenso effektive Widerstandsorganisation auf, zogen die vermutlich größte Flucht durch, die jemals aus einem Kriegsgefangenenlager erfolgreich verlaufen ist, und mussten vor genau 60 Jahren kreuz und quer im Raum zwischen Gmünd und Krems durch das Waldviertel ziehen, um schließlich zum allergrößten Teil über Linz rasch und glücklich in ihre Heimat zurückzukehren. Dabei spalteten sie sich in der Folge des Chaos des Kriegsendes in drei große Gruppen auf, aber die Hauptgruppe konnte in den allerletzten Tagen vor Kriegsende in Südböhmen zwischen amerikanischen, deutschen, ungarischen, rumänischen, Wlassow-Einheiten sowie sowjetischen Truppen und tschechischen Insurgenten kurzzeitig sogar eine "französische Zone" errichten. Zweimal kamen Franzosen im Raum Weitra bzw. Unserfrau durch und erlebten hier wie an vielen anderen Stellen auch menschlich berührende Szenen mit Einheimischen, die ebenso wie die Franzosen unter dem Krieg litten.
Dank der durch die Franzosen überlieferten Details entsteht somit zugleich ein ungemein nuancenreiches Bild der Zustände im Waldviertel und im südböhmischen Raum von Gratzen/Nové Hrady und Kaplitz/Kaplice zur Zeit des Kriegsendes. Da in der Folge der geschilderten Ereignisse sowohl die deutsche als auch die tschechische Bevölkerung abziehen musste, zählen die einzigartigen Berichte und Fotos der Franzosen zu den ganz wenigen Quellen, die überhaupt über jene Zeit im südböhmischen Raum berichten, und noch dazu ziemlich ausgewogen.
Der Vortrag soll letztlich auch dazu anregen, noch weitere Zeitzeugen zu finden, um die Vorstellung von jener chaotischen Zeit vervollständigen zu können.
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