vom 27. November 2005 - 15. Jänner 2006
Eröffnung: Bürgermeister August Breininger, Dr. Petra Bohuslav, Landesrätin für Kultur und Wissenschaft
es spricht: Mag. Alexandra Schantl, NÖ Kulturabteilung
Filmpräsentation: "Vorhang auf!" von Kerstin Cmelka
"antimann & fahnenfrau oder ein fall für die anziehungskraft" Uraufführung eines Hörspiels
von Martin Kolber
Anlässlich des Jubiläumsjahres des Kunstverein Baden (90 Jahre bestehen des Vereins, 10 Jahre Galerie Kunstverein Baden in der Beethovengasse 7) haben sich die Mitglieder speziell mit dem Thema "Kunstverein" auseinandergesetzt.
Diese Ausstellung soll keine klassische Jubiläumsausstellung im traditionellen Sinne (sprich Bilder von jedem Mitglied) sein. Da wir unsere Galerie als experimentelles Spielfeld sehen, suchen wir neue Wege und Ansätze dieses Thema: Verein, Mitglieder, Jubiläum, Erwartungshaltungen, regionale Aufgaben, individueller Umgang der KünstlerInnen, Spiegelung von Tendenzen und Strömungen, Zeit, Vergangenheit und Veränderung unterschiedlicher Ansätze der KünstlerInnengenerationen, .... zu bearbeiten.
Die filmische Umsetzung mit spezieller Fragestellung und dem Ziel einer "Dokumentation" über das künstlerische und geistige Potential der Mitglieder schien uns zeitgemäß.
Dafür konnte die Künstlerin Kerstin Cmelka gewonnen werden! Kerstin Cmelka hat Film auf der Städelschule in Frankfurt studiert, war auf etlichen nationalen und internationalen Filmfestivals vertreten, war Teilnehmerin der Biennale in Venedig, und hat 2003 vom Land NÖ den Anerkennungspreis für Experimentellen Film bekommen (neben zahlreichen anderen Ausstellungsaktivitäten)
Folgendes Konzept wurde von ihr eingereicht:
Videoprojekt anlässlich des 90 jährigen Jubiläums des Kunstvereins Baden
Der Begriff "Hobby", dessen ursprüngliche Bedeutung "kleines Pferdchen" bzw. dessen Nachbildung ist (vgl. "Steckenpferd"), ist nicht nur generell ein wenig aus der Mode gekommen, innerhalb der Kunst war und ist - so scheint mir zumindest - dieser Begriff immer problematisch, die damit bezeichneten Tätigkeiten schwer definier- und in die Kunst einordenbar bis negativ besetzt. Ein Hobby scheinen nur Angestellte, Beamte etc. zu besitzen, es geht um eine Freizeitbeschäftigung, einen Zeitvertreib, den man als Mensch mit festen Arbeitszeiten ausserhalb dieser ausübt und der somit zumindest in seiner Repräsentation vor allem aber ökonomisch wertloser als der "Beruf" ist.
Welcher Künstler lässt sich also schon gerne als "Hobbykünstler" bezeichnen oder sagt von sich, er habe "sein Hobby zum Beruf gemacht".
In der Folge existiert oftmals auch unter Künstlern die Idee der Künstlerperson als eine von ihrer Kunst vollkommen ausgefüllte, was soviel heißt, dass Künstler per se keine Hobbies haben, keinen haben können und dürfen, denn sonst wären sie als Künstler schwieriger ernst zu nehmen. Dies mag überspitzt formuliert sein, ich denke jedoch, dass Kunstausübung/Kunstpraxis und "Hobby" schwer vereinbar sind bzw. als schwer vereinbar tradiert und gedacht werden.
In dem Videoprojekt anlässlich des 90 jährigen Jubiläums des Kunstvereins Baden will ich diese problematische Vorstellung verfolgen, indem ich die Mitglieder bitte, etwas über ihre künstlerische Arbeit, etwas über ein möglicherweise praktiziertes Hobby oder ein ehemaliges (als Kind beispielsweise) zu sagen sowie über das Verhältnis dieser beiden Bereiche in seinem Leben als Künstler zu erzählen.
Jedes Mitglied sollte sich nun ein anderes als sein Kommentar aussuchen und dieses in einem Interview mit mir in seinem Atelier als "sein" Kommentar, als "seine" Geschichte kurz vor der Kamera erzählen.
Im Zusammenschnitt entsteht ein Bild aus den Vor- und Einstellungen der einzelnen Künstler, ihrer Position und Sicht sowie dem ausgewählten, angenommenen und erlernten Bild durch das Wiederholen und Interpretieren eines anderen, fremden Textes, dessen Inhalt mit dem eigenen in Beziehung tritt, dabei stark entgegengesetzt aber auch sehr ähnlich sein kann.
Ich sehe dieses Verfahren als eine spielerische und abstrahierte Umsetzung eines Verhaltens, dass wir täglich anwenden, weiter verändern und elaborieren. Wir machen Aussagen über uns (und unsere künstlerische Arbeit), hören welche von anderen, eignen sie uns an, ändern sie ab, wägen sie ab, sprechen uns gegen sie aus und verwenden sie zu einem späteren Zeitpunkt selbst, benutzen sie als Hilfswerkzeuge für etwas, was wir nicht anders ausdrücken können etc.
Ausstellung "90/10 Kunstverein Baden"
Zur Ausstellung "nur" einen Film zu präsentieren war uns nicht genug. Daher wird von jedem Mitglied auch eine Arbeit zu sehen sein. Damit ein Kontext zum Film besteht wurde an diese Arbeit ein bestimmter Anspruch gestellt:
Ein "Frühwerk" - eine Arbeit, die an der Schwelle von Hobby zu Beruf steht, die für einen selbst zu einem bestimmten Zeitpunkt eine ganz bestimmte Bedeutung hatte oder immer noch hat, die einem selbst ganz besonders lieb ist, die schon "das frühe Talent" erkennen lässt, die vielleicht noch nie gezeigt und ausgestellt wurde
Kunstverein Baden - GALERIE
Beethovengasse 7, 2500 Baden, Tel 0699-12345010, mailto:buchegger@mycity.at . http://www.kunstverein.baden.com .
Öffnungszeiten:Sa 10.00 bis 12.00, 14.30 bis 18.00, So 14.30 bis 18.00