Schloss Grafenegg wird zu einem internationalen Kulturstandort ausgebaut. Zentrales Ereignis wird ab dem Sommer 2007 ein neues Musikfestival unter der künstlerischen Leitung von Rudolf Buchbinder sein. Einen Schwerpunkt des musikalischen Programms bildet auch die Grafenegger Sommer-Residenz des Tonkünstler-Orchesters Niederösterreich unter der Leitung seines Chefdirigenten Kristjan Järvi. In Abstimmung auf die erweiterten kulturellen Aktivitäten wird das prachtvolle Ambiente Grafeneggs durch neue Architektur ergänzt. So sind bis Sommer 2007 nicht nur die Errichtung einer neuen Open Air-Bühne und die Restaurierung des historischen Schlossparks geplant, sondern auch der Neubau eines zusätzlichen Konzertsaals, der an die Alte Reitschule angeschlossen wird. Das Musikfestival und die neuen Architekturprojekte sind Herzstück eines kulturellen Gesamtprojekts, das Grafenegg als spartenübergreifende Begegnungsstätte positioniert.
Bei diesem Projekt handelt es sich um ein Private Public Partnership Modell zwischen der Familie Metternich-Sándor, die die Ressourcen des Grundes und der Immobilien zur Verfügung stellt, und dem Land Niederösterreich, das auf dem Schlossareal Investitionen tätigt, um die neue Infrastruktur für diese Top-Kulturstätte zu schaffen. Niederösterreich investiert in die geplanten Projekte eine Gesamtsumme von 13 Mio EUR. In bewährter privatwirtschaftlicher Art wird auch hier ein Tochterbetrieb der Niederösterreichischen Kulturwirtschaft (NÖKU), nämlich die Grafenegg Kulturbetriebsges.m.b.H., Trägerin der Veranstaltungen auf dem Areal von Grafenegg. Das Areal wird ganzjährig genutzt, wobei auch Konzerte fremder Veranstalter stattfinden. Obwohl der Schwerpunkt auf kulturellen Ereignissen liegt, können die Räumlichkeiten das ganze Jahr über auch für Tagungen, Kongresse und andere derartige Veranstaltungen gemietet werden.
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LH Dr. Erwin Pröll: "Nationale und internationale Künstler nehmen unser Land gerne als Nährboden für ihr Wirken an. Unser Ziel ist es, auf der einen Seite diesen Kunstschaffenden eine attraktive Heimat zu bieten, einen Ort des Schaffens, wo sie ihre künstlerische Kreativität entfalten können. Auf der anderen Seite wollen wir dem kunstinteressierten Menschen Kultur näher bringen. Kultur muss immer wieder bewegt werden, damit sie sich weiter bewegt. Neue Projekte bringen neue Bewegung und Auseinandersetzung. Wir möchten dazu beitragen, diesen traditionsreichen kulturellen Standort Grafenegg zu erhalten und auszubauen. Ausbauen zu einem international renommierten Musik- und Kulturschauplatz. Zu einer Stätte der Begegnung, des Wirkens, der Freude und der Toleranz.
Grafenegg soll ein weiterer Schwerpunkt in unserem vielfältigen Kulturangebot werden und die schon bestehende niederösterreichische Hauptkulturachse von der Schallaburg, über Melk, das Kulturerbe Wachau, bis zur Kunstmeile in Krems und dem Kulturbezirk in St. Pölten um diesen besonderen Musikschauplatz bereichern. Wir sehen in Grafenegg eine optimale Ergänzung zu unserem städtischen Festspielhaus in St. Pölten. Wie auch bei anderen Festspielen am Land ist das Besondere, dass dem Publikum in ländlichem Ambiente Kunst in besonderer Atmosphäre dargeboten wird.
Niederösterreich sieht den Mitteleinsatz in Grafenegg als wichtiges Investment für die künstlerische und wirtschaftliche Zukunft des Landes. Die Investitionen sind ein nicht zu unterschätzender Wirtschaftsimpuls für die Region: Arbeitsplätze werden geschaffen, die Standortqualität wird weiter gehoben und die Kulturveranstaltungen auf höchstem künstlerischen Niveau sollen Magnet für Einheimische, Touristen und Unternehmen sein."
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In zwei Architektur-Wettbewerben wurden die Siegerprojekte für die Planung und Durchführung der beiden Bauvorhaben ermittelt, die nunmehr der Öffentlichkeit präsentiert werden können:
OPEN AIR-BÜHNE UND SCHLOSSPARK
In der Open Air-Bühne, die von der ARGE the next ENTERprise-architects (Mag. arch. Marie-Therese Harnoncourt und Mag. arch. Ernst J. Fuchs) + Land in Sicht (Dipl. Ing. Thomas Proksch) aus Wien geplant und verwirklicht wird, kommt nicht allein die Funktion als Veranstaltungsort für Konzerte unter freiem Himmel zum Ausdruck, sondern auch die Idee eines Freiluftpavillons, der die historisch-kulturelle Anlage als Bindeglied zwischen dem Eingangsbereich der Schlossanlage, der Reitschule und des Schlosses weiter entwickelt und der auch als Ort der Begegnung und als Treffpunkt für Besucher des Schlossareals fungiert. Das Bühnendach wird zum eigenständigen Objekt der Landschaft, das auf Baumkronenhöhe hinaufreichen und als Wolkenturm in den Himmel ragen wird. Das Open Air-Areal wird über ca. 1.650 Sitzplätze verfügen. "Wie man sieht, so hört man": Ausgehend von diesem Motto für Freiluftbühnen werden Synergien zwischen dem perspektivischen und akustischen Raum gesucht. So soll eine Blickachse von der Reitschule bis zum so genannten Schwarzen Tor entstehen. Die bestehende Mulde wird für den Bau der Open Air-Bühne noch um 1,5 Meter abgesenkt. Die abfallenden Terrassenflächen des Zuschauerbereiches und die Rückenwand des Bühnenraumes werden fließend in die Böschung der Mulde übergehen.
Ein weiterer kultureller Schwerpunkt steht für das Jahr 2008 bereits fest: Grafenegg wird einer der Standorte der niederösterreichischen Landesgartenschau sein. In diesem Zusammenhang wird der bestehende Park, orientiert an den Gestaltungsprinzipien eines Landschaftsgartens des 19. Jahrhunderts, subtil revitalisiert. Dabei gilt es, die vielfältige Geschichte, die der Park widerspiegelt, zu wahren und durch gezielte Gestaltungs- und Pflegemaßnahmen weiterzuentwickeln. Die Freiluftbühne wird dabei zu einem integrativen Teil des Landschaftsgartens. Durch die Geometrisierung der umgebenden Landschaft steht diese in engem Dialog mit dem umgebenden Schlosspark, der über ein variantenreiches Rundwegenetz den Parkbesuchern eine Abfolge neu inszenierter Parkräume mit sinnlichen Erlebensqualitäten bietet.
KONZERTSAAL
Der neue Konzertsaal bildet einen zusätzlichen Spielort das ganze Jahr hindurch und dient im Sommer zudem bei Schlechtwetter als Ausweichmöglichkeit zur Freilichtbühne. Er soll als Neue Reitschule in den Gesamtkomplex der Reitschule zwischen dem Gebäude der Alten Reitschule und der Schlosstaverne integriert werden, ohne zu dominieren. Mit der Planung des Neubaus und der Adaptierung der alten Bausubstanz wurden die architekten schröder schulte-ladbeck (Matthias Schröder und Ralf Schulte-Ladbeck) aus Dortmund beauftragt, aus deren Hause auch der Entwurf für das Konzerthaus Dortmund kommt, welches als einer der zehn besten Konzertsäle der Welt ausgewählt wurde. Der neue Konzertsaal in Grafenegg wird rund 1.200 Zuhörern Platz bieten und im Zuschauerbereich auf drei Ebenen zugänglich sein. Der Entwurf des Architekten-Duos zeigt einen Solitärkörper, welcher durch gläserne Verbindungen an die Alte Reitschule angebunden ist. So wird auch zwischen der Alten Reitschule und der Schlosstaverne ein großzügiger neuer Eingangsbereich mit Foyer und Ticketbereich entstehen. Besonders wichtig war es den Architekten dabei, dass sich ihr Entwurf sowohl optisch in das Schlossgelände einfügt als auch mit der historischen Substanz der Bestandsgebäude harmoniert.
Sämtliche Planungen erfolgten in enger Abstimmung mit dem Bundesdenkmalamt, welches das Projekt auch weiterhin begleiten wird.
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LH Dr. Erwin Pröll: "Wir möchten unser Kulturerbe nicht nur bewahren, sondern auch beleben. Daher glauben wir, dass die Zeit reif ist, vor der historischen Kulisse des Schlosses Grafenegg neue gestalterische Akzente zu setzen. Dem Land Niederösterreich ist es ein Anliegen, Denkmalpflege und modernes Bauen in Einklang zu bringen. Die Verschmelzung von alt und neu zu einem harmonischen Ensemble stellt die besondere Herausforderung bei diesem Gesamtprojekt dar, wobei die neue Architektur der Qualität der bestehenden Bauwerke adäquat ist."
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AKUSTIK
Sowohl für die Open Air-Bühne als auch für den neuen Konzertsaal wurde mit Müller-BBM aus München ein weltweit anerkannter Spezialist für die akustische Gestaltung verpflichtet. Müller-BBM zeichnete bei der Adaptierung und beim Neubau zahlreicher Konzert- und Opernhäuser in ganz Europa, wie im Wiener Konzerthaus, im Teatro La Fenice, in der Kirov-Oper St. Petersburg, der Philharmonie Essen und im Festspielhaus Baden-Baden für die Raumakustik verantwortlich. Sowohl die Open Air-Bühne als auch der neue Konzertsaal lassen daher eine Konzertakustik erwarten, die Grafenegg auch unter diesem Aspekt zu einer internationalen Adresse im Klassik-Betrieb macht.
FESTIVAL UND SOMMER RESIDENZ
Beim erstmals 2007 in Grafenegg stattfindenden Musikfestival werden unter der künstlerischen Leitung von Rudolf Buchbinder Meisterwerke der klassischen Musik mit führenden Interpreten des internationalen Konzertlebens in den Mittelpunkt gestellt. Es soll aber auch Berührungspunkte mit Musik unserer Zeit geben. Die dann vorhandenen Spielstätten werden mit Orchesterkonzerten (neben den Tonkünstlern mit weiteren international renommierten Klangkörpern), Kammerkonzerten, Recitals und Liederabenden bespielt. Das genaue Programm des ersten Festivals 2007 wird im Oktober 2006 bekannt gegeben.
Über das Festival hinaus werden die Open Air-Bühne und die Neue Reitschule ideale räumliche Voraussetzungen für die Sommer-Residenz des Tonkünstler-Orchesters bilden. In der Neuen Reitschule wird das Orchester außerdem auch während des Jahres seinen Abonnementzyklus, der derzeit in der Alten Reitschule stattfindet, weiterführen.
Für weitere Auskünfte und Fotomaterial wenden Sie sich bitte an:
Rainer Lepuschitz, T: 02742-90.80.80-203, mailto:lepuschitz@festspielhaus.at , oder
Pia Stimpfl-Abele, T: 02742-90.80.80-295, mailto:stimpfl-abele@tonkuenstler.at .