Als 1989 eine LP (ja, damals gab es noch Langspielplatten) mit dem Titel "Starke Töne" erschien, wusste noch keiner der allesamt deutschsprachigen Interpreten, dass siebzehn Jahre später ein gewisser Herbert Petermandl aus Waidhofen/Ybbs ihr Erbe antreten würde. "Starke Töne", so der Ausstellungstitel der aktuellen Schau von Petermandl in der Galerie Pendel, ist aber weniger vorlaut, als man im ersten Moment annehmen könnte. Vielmehr hat sich der Allround-Künstler einen lang ersehnten Traum erfüllt: eine eigene Skulpturenausstellung zu zeigen.
Wer Petermandls Arbeit kennt, ist mit seinen humorvollen Metallarbeiten, etwa den Schafen, bestens vertraut. Neu ist jedoch der erstmalig in dieser Größenordung gezeigte Verve des Künstlers beim figuralen Gestalten in Ton. Ein Dutzend Arbeiten wurden in den letzten zwei Monaten umgesetzt. Der dynamische Arbeitsprozess ist noch in den Spuren der Finger und Werkzeuge im gebrannten Material sichtbar. Die Auseinandersetzung mit den großen Themen der Kunstgeschichte führte Herbert Petermandl zur skulpturalen Darstellung von Allegorien. Da wäre etwa "Die Versuchung", eine männliche Figur, die links und rechts von weiblichen Formen bedrängt wird. Wer denkt hier nicht an die "Versuchungen des Heiligen Antonius", ein Thema, dem nicht nur der große französische Romancier Gustave Flaubert ein Theaterstück gewidmet hat, sondern auch im Jugendwerk des "Vater der Impressionisten", Paul Cézanne, eine bedeutende Rolle spielt. Oder die Figur des Heiligen Florian, der eine dunkle, geschwärzte Lasur erhalten hat, schließlich ist er Patron in Feuersgefahr. Mit der Darstellung dieses bedeutenden Heiligen gedenkt der Künstler einer bemerkenswerten regionalen Persönlichkeit, denn bis zu seinem Märtyrertod lebte der hl. Florian als römischer Beamter in Cetium (St. Pölten). In der Figur des Heiligen wird auf ein magisches Thema der Jetztzeit verwiesen: Feuer und Erde. Aus Ton erschaffen, mit Russ geschwärzt, begleitet die Heiligenfigur die rituellen Vorbereitung für größere Ausstellungsweihen der Stadt Waidhofen.
Die Behandlung der Oberfläche spielt bei den ausgestellten Tonfiguren generell eine besondere Rolle. Die farbliche Fassung erfolgt jedoch nicht durch Glasur, sondern das feine Auftragen durchlässiger Farbschichten, die dem Ursprungsmaterial ein luftiges Aussehen verleihen und den spontanen Ausdruck, der den Figuren innewohnt, noch verstärkt. Dass Herbert Petermandl von der figuralen Malerei im Fall der aktuellen Ausstellung bewusst abrückt, hat dazugeführt, dass eine eigene, überaus malerische Werkserie entstanden ist, die farblich mit den Tonarbeiten korrespondiert und sich den Tonalitäten der Farbwerte hingibt.
Wenn am 24. März die Ausstellung in der Galerie Pendel eröffnet wird und der "neue" Petermandl der Öffentlichkeit zugänglich gemacht wird, wird vielleicht so mancher ins Staunen geraten. Den Sponsor der Veranstaltung, den Waidhofner Unternehmer Josef Rettensteiner, hat Herbert Petermandl bereits von seiner Facettenvielfalt überzeugt.
Eröffnung: 24. März 2006, 19.00 Uhr
Galerie Pendel, Unterer Stadtplatz 8, 3340 Waidhofen/Ybbs http://www.kulturpendel.at .
Ausstellung: 25. März - 16. April 2006
Fr 16.00-19.00 Uhr, Sa 10.00-13.00 Uhr, So 15.00-18.00 Uhr
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