Potenziale des Streiks in Zeiten seiner Verunmöglichung: Prekäre Arbeitsverhältnisse werfen auch die Frage nach Möglichkeiten der Durchsetzung von Interessen neu auf. Büßt in Zeiten, in denen Subjekte sich gemäß der neoliberalen Doktrin als "UnternehmerInnen ihrer selbst" begreifen sollen, der Streik als ein klassisches Mittel sozialer Kämpfe an Effektivität ein? Droht Streik gar kontraproduktiv zu werden?
Doch Arbeitsniederlegung und Verweigerung waren immer schon auch Taktiken und Praktiken jener Gruppen, die keinen oder nur bedingt Zugang zu Produktionsmitteln besaßen: Frauen, MigrantInnen oder auch KünstlerInnen. Das wird im neuen Bildpunkt nicht nur in dem Frauenstreikposter von Eva Egermann und dem Text von Torsten Bewernitz zur Geschichte und Zukunft des Streiks deutlich. Marion von Osten und Martin Rapp setzen sich - u.a. ausgehend von filmkünstlerischen und fotografischen Arbeiten aus den 1970er Jahren - mit der aktiven Rolle von MigrantInnen in Arbeitskämpfen auseinander. Migrationspolitik erweist sich dabei auch als ein bis heute zentraler Regulationsmechanismus für den Arbeitsmarkt.
Ein Streik in der Kunst kann, so Anna Artaker in ihrem Text über den Kunststreik von Gustav Metzger, immerhin die Frage nach den Bedingungen der Möglichkeit von Kunst aufwerfen. Fehlte es Metzger noch an Mitstreikenden, haben die Proteste der Kulturprekären in Frankreich 2003 große Solidarisierungen ausgelöst (Text von Bernd Beier über die Intermittents du spectacle). Einen Weg "vom Streik zur Selbstverwaltung" beschreibt Marco Fernandes am Beispiel von Fabrikbesetzungen in Argentinien.
Birge Krondorfer und Oliver Ressler diskutierten mit der Bildpunkt-Redaktion die beiden Pole, zwischen denen sich Streik abspielt und die ihn ausmachen: Verweigerung und Aktion - oder um es mit der künstlerischen Arbeit von Elisabeth Steger zu sagen: njetworking. Die Glosse "Der streikende Körper" stammt von Vlatka Frketic, die Bildstrecke zum "Streik!" hat Linda Bilda gestaltet.
Im Kulturpolitik-Teil des aktuellen Bildpunkt erläutert Doris Einwallner wie das neue Niederlassungs- und Aufenthaltsgesetz (NAG) das Recht auf künstlerische Freiheit einschränkt. Franziska Maderthaner sprach mit den TV-Macherinnen Renate Billeth und Amina Handke über Okto.
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