Stürmische Zeiten brechen an
Nach der Verleihung des H13 Niederoesterreich Preis für Performance geht es bei uns zeitnah weiter mit der nächsten Ausstellung. Während draußen noch die Sonne scheint, ziehen im Kunstraum Wolken auf...
Die Covid-19 Pandemie hat gezeigt, wie abhängig wir als Gesellschaft von technischen Errungenschaften wie Cloud-basierten Plattformen sind. Diese Thematik greift die Gruppenausstellung Stormy Weather durch unterschiedliche künstlerische Ansätze auf. Wir leben in stürmischen Zeiten – unser ständiger Begleiter ist eine vermeintlich ephemere, menschengemachte Wolke, ein datenproduzierendes und -konsumierendes Konstrukt, das unablässig gefüttert wird und inzwischen ein fixer Bestandteil unserer Gesellschaft geworden ist.
Diese sogenannte Wolke, die Cloud, generiert Macht, labt sich an Daten ebenso wie an tatsächlicher Energie - und erscheint uns doch als etwas nicht Greifbares. Dabei beeinflusst sie nicht nur das individuelle Leben, sondern auch politische Abläufe, wie sich in den letzten Jahren bei mehreren Wahlen deutlich gezeigt hat. Ebenso real sind die Auswirkungen, die die Cloud auf das Klima hat. Informationstechnologien benötigen eine Infrastruktur, die Schätzungen zufolge in einigen Jahren bereits ein Viertel des weltweiten Energieverbrauchs ausmachen könnte.
Unser Umgang mit Cloud-Dienstleistungen ist geprägt von einer Mischung aus Wissen und Unwissen. Wir wissen, dass unsere Daten nicht lokal abgespeichert sind, sondern auf Serverfarmen, deren Standort wir nicht kennen. Wir wissen vielleicht, dass unsere Daten, falls die Server auf US-amerikanischem Hoheitsgebiet stehen, auch der US-amerikanischen Jurisdiktion unterliegen. Aber warum Daten überhaupt auf nationalstaatlichen Hoheitsgebieten dingfest gemacht werden können, entzieht sich unserem Wissen. Die Wolke bietet sich nun als Symbol für dieses Meta-Netzwerk an, weil auch die Wolke als natürliches Phänomen unserer Atmosphäre ephemer und flüchtig ist: Wolken ziehen vorbei, sie ändern sich laufend und sind schwer fassbar.
Die Ausstellung Stormy Weather zeigt künstlerische Arbeiten, die sich mit dem metaphorischen Konzept der scheinbar flüchtigen Cloud im Kontrast zu ihren realpolitischen Auswirkungen, die durchaus beständig sind, beschäftigen. Das vielschichtige Phänomen der menschengemachten Wolken wird seziert, um letztlich eines zu ermöglichen: Fragen zu stellen, Zusammenhänge offenzulegen und mit den Methoden künstlerischer Arbeit neue Formen der Handlungsmacht gegenüber digitalen Technologien zu evozieren.
Wir freuen uns, die Ausstellung Stormy Weather mit einer Preview am 23.09.2020 zu eröffnen! Aufgrund der Sicherheitsvorkehrungen zur Eindämmung der Ausbreitung von COVID-19 veranstalten wir kein Eröffnungsfest, sondern laden Sie während des Zeitfensters von 17 – 21 Uhr in den Kunstraum Niederoesterreich zu einer Preview vor dem Beginn der offiziellen Laufzeit der Ausstellung ein. Die ersten zwanzig Besucher_innen erhalten eine Goodie-Bag mit dem Katalog zur Ausstellung!
Anlässlich des Eröffnungsabends zeigt der Künstler Till Langschied zudem ab 18.30 Uhr seine Performance Palm Reading of Tumaroh. Langschieds Performance-Alter-Ego Tumaroh setzt beim esoterischen Handlesen an: Unsere Hand, unsere Finger bedienen die Interfaces jener Computer, die wir immer mit uns herumtragen - unsere Smartphones. Aber wer ist eigentlich Interface, unsere Hand oder der Screen? Wie ist unser Körper mit der allwissenden Cloud verbunden? In der Performance erforscht der Performer und Wahrsager Tumaroh das digitale Selbst der Teilnehmer_innen.
Tumaroh performt auf Englisch und für jeweils eine_n Besucher_in – deshalb sind die Plätze begrenzt. Reservieren können Sie mit einer Mail an anmeldung@kunstraum.net (Betreff: "Palm Reading of Tumaroh"). Nach erfolgter Anmeldung bekommen Sie von uns einen 15-minütigen Timeslot zwischen 18.30 und 20 Uhr zugewiesen.
Stormy Weather: Eröffnungsabend & Preview
MI, 23.09.2020
17.00 – 21 Uhr Eröffnungsabend & Preview Stormy Weather
18.30 – 20 Uhr Palm Reading of Tumaroh. Eine Performance von Till Langschied
Künstler_innen: Susanna Flock & Leonhard Müllner, Fragmentin (David Colombini, Marc Dubois und Laura Perrenoud), Stefan Karrer, Till Langschied, Marc Lee, Yein Lee, Christiane Peschek, Total Refusal (Robin Klengel, Leonhard Müllner und Michael Stumpf), Christoph Wachter & Mathias Jud
Kuratorinnen: Katharina Brandl und Claire Hoffmann
Laufzeit: DO, 24.09.2020 – SA, 21.11.2020 (Kunstraum Niederoesterreich)
SO, 06.12.2020 – SO, 24.01.2021 (Centre culturel suisse. Paris)
Aussender / Infos: KUNSTRAUM NIEDEROESTERREICH, Herrengasse 13, 1010 Wien, kunstraum@noeku.at , www.kunstraum.net