Für das erste Heft im Jahr 2021 finden sich Beiträge, die man unter dem Rahmenbegriff „Wirtschaft und Arbeit – damals und heute“ zusammenfassen kann.
Martin Heintel, Markus Speringer und Judith Schnelzer haben bereits im Heft 4/2020 einen ersten Beitrag zum Thema „Die demographischen Prozesse und Strukturen der Leaderregion Südliches Waldviertel-Nibelungengau“ beigetragen. Es folgt nun eine Analyse der Wirtschafts- und Arbeitsmarktsituation in der Leaderregion. Für die 33 Gemeinden wird die Anzahl, die Qualifikation und der Status der Erwerbsbevölkerung erhoben. In weiterer Folge werden Einblicke in das Pendelverhalten, die Betriebsstruktur sowie in das Einkommens- und Preisniveau gegeben.
Wirtschaftsbeziehungen sind von Verbindungen abhängig. Der Weitrarer Historiker Wolfgang Katzenschlager begibt sich daher auf die Suche nach einer alten Fernstraße nach Böhmen. Er weist nach, dass diese Straße erst im 20. Jahrhundert an Bedeutung verloren hatte und nur mehr als Verbindung einiger Dörfer in der Umgebung von Weitra dient.
Anton Distelberger beschäftigt sich mit dem Leben und dem Wirken der beiden Dorfschullehrer Ferdinand Chaloupek und Wilhelm Szabo. Chaloupek, der in Gmünd aufgewachsen ist, unterrichtete in mehreren Schulen in Niederösterrerich und wurde 1950 zum Direktor an der Hauptschule in Krems berufen. Von 1959 bis 1966 gehörte er für die SPÖ dem Nationalrat an. Wilhelm Szabo wuchs in Lichtenau auf und kam im Jahr 1922 er nach Siebenilinden als Lehrer. In seinen Erinnerungen berichtete er über die tristen wirtschaftlichen Verhältnisse: Die örtlichen Wirte weigerten sich, den jungen Lehrer in Kost zu nehmen und schlugen vor, dass er sich bei den Bauern verköstigen möge: „Wie der Mann aus der Fabel, der sich durch einen Hirsebrei frißt, aß ich mich durch die vier Dutzend Gehöfte, in der Reihenfolge der Hausnummern und nach der Einkehr im letzten wieder von vorne beginnend.“ (S. 47)
Zu einer Dynastie von Glasmachern forscht Ondrej Šály. Auch sein Name steht in Bezug zu dem in der Topographia Windhagiana im Jahr 1656 erwähnten Namen „Schally“. Der Nachname kommt in den Archivalien in vielen Variationen vor: als Schalli, Scha̋lly, Schaly, Schali, Shälly, Schaily, Saly, Šály. Dadurch werden aber auch grenzübergreifende Verbindungslinien (von Österreich in die Slowakei) deutlich, die der Autor hier nachzeichnet.
Mit einer weiteren Lehrerpersönlichkeit beschäftigt sich Renate Seebauer. Karl Süß war ab etwa 1891 Lehrer (später auch Direktor) in Reinprechtspölla und er war wohl der erste, der heimatkundliche Sagensammlungen aus dem Horner Raum publizierte.
Waldviertler Kulturberichte, ein Leserservice und die Mitteilungen des WHB ergänzen das 112 Seiten starke Heft (1/2021).
Ein Heft der Zeitschrift „Das Waldviertel“ kostet 8 Euro. Ein Bezug ist über die Website www.daswaldviertel.at möglich.
Das Waldviertel 1/2021
Inhalt
Judith Schnelzer, Markus Speringer und Martin Heintel | Die Wirtschafts- und Arbeitsmarktsituation in der Leaderregion Südliches Waldviertel-Nibelungengau
Wolfgang Katzenschlager | Weitra, eine Station an einer alten Fernstraße nach Böhmen
Anton Distelberger | Die Waldviertler Ferdinand Chaloupek und Wilhelm Szabo als Dorfschullehrer
Ondrej Šály | Glasmacher aus der Familie Schally in Österreich und der Slowakei
Renate Seebauer | Sagensammlungen aus Horn und Umgebung – Rückblick auf das Werk des Lehrers Karl Süß (1864 bis 1935)
Kulturberichte | Buchbesprechungen
Leserservice | Mitteilungen des Waldviertler Heimatbundes
Aussenderin: Agnes Wagner, agneswagner@gmx.at