„Seien sie mir jetzt bitte nicht böse,“ betrat Blonder Engel das in Blütenduft getränkte Florenreich des Blumenladens, „aber ich brauche einen total kitschig schiachen Blumenstrauß für ein Foto.“
„Ah, einen Fernsehstrauß!“, antwortete die Verkäuferin, zu Feuerlilie und Anthurie greifend. „Darf ich fragen, wofür sie den brauchen?“ „Wissen Sie“, entgegnete der Himmlische, derweil Calla und Sonnenblume in der ausladenden Opulenz des Bouquets ihren Platz fanden, „ich bin ein Künstler, der sich irgendwo zwischen Musik und Kabarett weigert, Programme zu spielen.“
„Wie darf ich das verstehen?“, frug die Dame weiter, während sie mit flinken Fingern Gerbera im werdenden Strauß arrangierte. „Schauen Sie“, fuhr der Geflügelte fort, „ich bin permanent am Schreiben. Und wenn ich neues Material habe, will ich das sofort spielen können. Und an einem anderen Abend würde dann vielleicht wieder eine alte Nummer passen. Und genau das möchte ich mir offenhalten, mir die Freiheit bewahren, spontan sein zu dürfen. Da ist ein fixes Programm ein bisserl hinderlich, verstehen Sie?“
„Jede Vorstellung ein einzigartiges Erlebnis, wie?“, entgegnete die Verkäuferin und rundete das Bouquet mit Gräsern, Farnen und Blattwerk ab. „Richtig!“ Der Engel strahlte. „Ein kleinkünstlerisches Unikum. Ein bunter Strauß aus Liedern, Abend für Abend frisch gepflückt!“
„Apropos Strauß“, sagte die Verkäuferin, stolz das Gebinde präsentierend, „Gefällt er Ihnen so?“
„Wunderschön!“, freute sich der Himmlische. „Vielleicht noch ein bisserl Cellophan? „Ja sicher. Eine Manschette. Überhaupt kein Problem.“ Mit ein paar Handgriffen hatte sie den Strauß im Nu fertig.
Der Engel frohlockte. „Was bin ich schuldig?“, fragte er. „Da machen wir 35 geradeaus.“, erwiderte die Verkäuferin. „Dafür bringen’s mir dann aber auch ein Plakat vorbei…“
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