Gut Gasteil, Charlotte Seidl & Team, Gasteil 1, 2640 Prigglitz
Tel 02662/456 33, seidl@gutgasteil.at , www.gutgasteil.at
Zahlreiche neue Objekte gibt es heuer am Gut Gasteil in der Kunst in der Landschaft zu sehen. Die 2. Saisonausstellung in der Galerie des Kunst- und Kulturprojekts von Charlotte Seidl und ihrem Team in Prigglitz am Fuße des Schneebergs stellt ab 22. Juni opulente Farbkraft in satten Kontrast zu tiefgründigmärchenhaften Erzählungen. In Hermann Kremsmayers abstrakten Bildern spielt die Farbe die Hauptrolle und sie darf sich im Gestaltungsprozess ihr eigenes Universum errichten. Bei Anna Stangl sorgen eher zurückhaltend auftretende Farben für die emotionale Stimmung in der sich die gezeichneten Figuren und Objekte bewegen.
Seit kurzem hat die Figurengruppe von Charlotte Seidl "Die Kinder! Die Kinder!" ihr Zuhause in der Kunst in der Landschaft am 14 Hektar großen Wiesenstück beiderseits der Straße gefunden. Eine Holzskulptur "Haptische Erinnerung" von Daniel Nuderscher, Kupferblechfiguren von Talos Kedl, drei Fahnen von Mela Diamant und weitere Vertreterinnen der markanten Frauenfiguren von Charlotte Seidl sind ebenfalls neu auf den gemähten Wegen durch das Areal mit geeignetem Schuhwerk zu entdecken.
Für Interessierte bietet das Gut Gasteil einen Newsletter, wo jeweils über das aktuelle Geschehen informiert wird: www.gutgasteil.at .
Kunst in der Landschaft - "Die Kinder! Die Kinder"
Die Schicksale der Kinder, die in Konflikten und Krisen am meisten leiden und deren Bedeutung und Schutzwürdigkeit in der Politik und in der Gesellschaft weltweit viel zu wenig beachtet werden, haben Charlotte Seidl den Anstoß zu einer neuen Figurenserie gegeben: "Die Kinder! Die Kinder!" ist ein Appell an jede und jeden, die Verletzlichkeit und Machtlosigkeit der Jüngsten zu beachten und sich daher immer und überall für ihren Schutz einzusetzen. Ob es um Kinderarbeit in Indien geht, um Kinder in Kriegsgebieten oder auf der Flucht oder auch Kinder, die in reichen Ländern nicht genug zu essen haben und im Winter in ungeheizten Quartieren leben, weil die Eltern kein Einkommen haben. Österreich hat die Kinderrechtskonvention der Vereinten Nationen 1992 unterzeichnet und 2011 das Bundesverfassungsgesetz über die Rechte von Kindern beschlossen und sich damit verpflichtet, die Rechte von Kindern und Jugendlichen einzuhalten... Charlotte Seidls Kinderskulpturen in gebranntem Ton sind überlebensgroß und mit reduzierter, aber ausdrucksstarker Formensprache. Sie scheinen einmal erwartungsvoll, dann eher abwartend oder mit ängstlicher Gestik den Ereignissen zu begegnen.
Hermann Kremsmayer: Mich leitet Lust
Nur kurz ging der 1954 in Salzburg geborene Hermann Kremsmayer durch eine figurative Phase – dann gewannen klar die Abstraktion und die Dynamik der Farben die Oberhand. "Die Farbe ist in sich ein Geheimnis", sagt Kremsmayer: In der Wirkung und ihrer jeweiligen Konstellation. Farben haben keine definierte Form, sondern suchen sie nach der ganz eigenen Individualität zum bestimmten Moment. Dabei gehen sie mit ihrer Umgebung Beziehungen ein, sind einmal harmonischer Nachbar, dann kantiger Gegenspieler oder auch abenteuerlustige Gefährten, die in neue Räume und Tiefen vordringen und fantastische Illusionen erzeugen. Das Ergebnis ist ein eigener Kosmos und löst Emotionen und Assoziationen aus - für jeden auf seine ganz eigene Weise. "Im besten Fall", so Kremsmayer, "soll das Bild berühren und erschüttern." Das sei das Geheimnis der Lebendigkeit der Welt. Dem versucht er sich anzunähern.
Der Weg dorthin ist ein intuitiv-unbewusster, der sich aus Erlebtem, Gesehenem und Erinnertem speist. Er ist - auch - geprägt von der "Erotik des Schaffens" und setzt die Qualität des Materials und die sinnliche Erfahrung damit voraus. Dann bestimmt die Farbe den Prozess, der für Kremsmayer nicht rational nachvollziehbar ist und auch nicht sein soll. In seiner Art zu malen hat sich der Künstler seine Eigenständigkeit bewahrt. In der Malereiklasse an der Akademie der bildenden Künste in Wien in den 1960er Jahren fand er dafür keine Basis und ging deshalb nach Barcelona, wo er aus dem reichen Fundus der Malerei des 20. Jahrhunderts seinen persönlichen Zugang entwickelte und die Abstraktion als Ausdruck fand. Mit ihrer Licht- und Schattenwirkung, ihrer Leuchtkraft und ihrer plastischen Tiefe sind seine Gemälde auch ästhetisch beeindruckend.
Anna Stangl: Wildnis
In den vielfältigen Ebenen der farblich zart und graphisch fragil wirkenden Bilder von Anna Stangl spiegelt sich das traumhaft-halbbewusste Erleben und Erinnern. Es entzieht sich der Eindeutigkeit. Ausgelöst durch Eindrücke, die der 1961 in Salzburg geborenen Künstlerin begegnen: Inhalte von Büchern, Landschaften, andere Künstler, und sehr stark Geträumtes - bei Tag und bei Nacht. Auch auf zahlreichen Reisen holt sich Stangl Anregungen für ihre Gedanken und die Fantasie und lässt sich vom Fremden, vor allem in der Natur, überraschen. Klima- und Naturthemen stehen in ihren aktuellen Bildern im Mittelpunkt, sowie die Frage unserer Herkunft und der Entwicklung zur Gegenwart.
In ihren Zeichnungen nützt Anna Stangl, die an der Akademie der bildenden Künste in Wien Malerei studierte, unterschiedlichste technische Variationen und zusätzliche Werkzeuge: Mit Pastellkreide, Kohle, Graphit, Wasserfarben und Tusche, Linien werden mit dem Messer herausgekratzt. So wie ihre Figuren oft spielerisch in Erscheinung treten, liegt ihr auch der spielerische Umgang mit dem Material, dessen Ergebnis freilich von großer Präzision geprägt ist. Den achtsamen Umgang mit Materialien und mit Symbolen und in der Formensprache höchst genau vorzugehen, hat Stangl bei einem sechsmonatigen Stipendienaufenthalt in Japan kennengelernt und sich entsprechend angeeignet. Für die emotionale Atmosphäre setzt sie die Farben ein, während ihre meist weiblichen Figuren und die oft auftretenden Tiere eine durchwegs ambivalent-neutrale Stimmung vermitteln. Sie bewegen sich, so Stangl, in Welten, wo wir noch nicht gelebt haben und ihre Beziehung zur Natur schwankt zwischen Harmonie und Bedrohung. So stehen auch die Tiere als Symbole für das Unbewusste, für Gefühle, die Triebhaftigkeit und die unverstellte Ehrlichkeit. Die scheinbare Leichtigkeit des Geschehens relativiert sich mit subtilen Hinweisen auf die durchaus bedrohlichen und abgründigen Seiten des Seins und der Vorstellungskraft.
Biobuffet
Parallel zum Kunstangebot läuft das kulinarische Programm im Biobuffet mit kleinen Speisen vorwiegend von regionalen Betrieben, Biokaffee und Kuchen.
Kunst in der Landschaft XIII: "mehr oder weniger"
2. Saisonausstellung 2024
Hermann Kremsmayer und Anna Stangl
22. Juni - 18. August 2024, Sa, So und Feiertag 10 – 18 Uhr
Eröffnung: 22. Juni 2024, 18 Uhr
Einführung zu Künstler und Künstlerin:
Hartmut Knack, Kunsthistoriker, Kurator und Autor
Aussenderin / Pressebetreuung: Verena Kienast, verenakienast20@gmail.com