Die Familienbildern von Andreas Mühe suggerieren aufgrund ihrer sorgsam konzipierten Bildkompositionen eine
Verwandtschaft zu Theater und Inszenierung. Die Nähe zu Schauspiel, Bühne und Film erschließt sich unter anderem
aus Mühes persönlicher Biografie; sein Vater war der bekannte Schauspieler Ulrich Mühe, seine Mutter ist die
renommierte Theaterintendantin Annegret Hahn. Diese beiden Persönlichkeiten, Mühes engste familiäre Bande,
gemeinsam mit weiteren Verwandtschaftsmitgliedern, bilden die Protagonisten dieser Werkserie. In zwei
großformatigen fotografischen Familienportraits vereint Mühe die lebenden wie verstorbenen Mitglieder seiner
Familie, mütterlicher- und väterlicherseits. Die bereits verstorbenen Personen ließ er, von Fotovorlagen ausgehend,
in einem komplexen und intensiven Produktionsprozess als verblüffend lebensecht anmutende Skulpturen nachbilden.
Es offenbart sich eine sehr persönliche Auseinandersetzung mit den innerfamiliären Geflechten der Familie Mühe, die
– berufsbedingt – teilweise auch ein Leben in der Öffentlichkeit führten. Der psychologisch, sozial geladene Aspekt
des Familienbildes steht gleichzeitig einer kunsttheoretischen Abhandlung gegenüber. Denn Mühes künstlerischer
Prozess von Fotografie als Ausgangsmaterial, zu plastischen Nachbildungen in Form von Skulpturen, und schlussendlich zu einer choreografierten Gruppierung, an dessen Ende ein fotografisches Familienportrait steht, macht die ambivalente Bedeutung von Fotografie – zwischen Wahrheit und Konstruktion – überdeutlich. Persönliche
Geschichte, soziale und gesellschaftliche Verhältnisse sowie künstlerische Tradition vereinen sich zum Portrait einer
Familie, dem Zeit- wie Kunstgeschichte tief eingeschrieben sind. (Dr. Kristina Schrei)
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