Widersprüche bleiben oft sogar auf offener Lichtung unentdeckt. Sie führen ein bequemes, unscheinbares Dasein, bis wir genauer hinsehen. Dann hören sie Achtsamkeitspodcasts als Nebenbeschäftigung, fliegen mit dem Privatflugzeug zur Klimakonferenz, fordern Redefreiheit, die keine Widerrede zulässt.
Der Widerspruch ist unsinnig, hirnrissig, irritierend. In ihm vereint sich Unvereinbares zum Befreiungsschlag gegen reizlose Logik. Wir müssen uns den Widerspruch als glücklichen Zustand vorstellen und uns zugleich die Frage stellen: Ab wann wird aus der putzigen Alltagsmarotte handfester Selbstbetrug, aus Satire Hetze und aus irrwitzigen Phantasmen demokratiegefährdende Propaganda? Wie lang darf Autoritäres gewählt und Intoleranz toleriert werden, bis dem Widerspruch widersprochen gehört?
TKI open 25 lädt Kunst- und Kulturprojekte ein, Widersprüche aufzudecken, sie aus- und aufzulösen: Schrödingers Katze aus dem Sack zu lassen und auf unendlichen Treppen zu wandeln. Entwerft hübsche Grotesken und hässliche Pracht, verstrickt euch in Widersprüchen, die am Ende vielleicht gar keine sind, und erhebt Einspruch, euer Ehren!, wenn sie zu weit gehen!
Text: Katrin Rauch
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Aussender / Quelle: www.tki.at