enlightened Erleuchtung – das kann im metaphysischen, auch spirituellen Sinne gemeint sein, aber auch eher bodenständig, im beinahe Alltäglichen. Bernhard Wiesinger hat sein neues Album und dessen ersten Track aus gutem Grunde „Enlightened“ genannt. Der Saxofonist und Komponist aus Österreich, der seit Jahren im weiteren Umfeld der Wiener Szene seine Kreise zieht, glaubt an die positive Kraft solcher Momente. Dieses Album ist ein exzellentes Beispiel dafür. „Enlightened“ ist erst das zweite eigene Album in Wiesingers Karriere. Aufgenommen hat der Tenor- und Sopran-Saxofonist, Jahrgang 1981, auch dieses in New York City mit einer hochkarätig besetzten Band.
Die unwiderstehliche Präsenz Wiesingers, der unangestrengt seine ganze Klasse ausspielt, ist eingebettet in ein perfekt eingestimmtes Ensemble. „Fokussiert und zugleich entspannt“, so beschreibt der Leader die kreative Atmosphäre der Sessions. In jeder Hinsicht ein würdiger Track für den bedeutsamen Titel und für den Einstieg. Die Auswahl der Band-Mitglieder war kein Zufall. Voraus gegangen war eine Begegnung in Wiesingers Heimat. Die bekannte Wein-Stadt Poysdorf im Weinviertel ist auch eine gute Jazz-Adresse, nicht zuletzt aufgrund des „Jazz & Wine Summer Ebendort war er auch Bassist Boris Kozlov das erste Mal begegnet – der gebürtige Moskauer lebt seit über 30 Jahren in den Staaten. Eine Art Schlüsselfigur für Wiesingers New York-Connection ist Top-Schlagzeuger Bill Stewart (John Scofield, Pat Metheny, Maceo Parker, Chris Potter u. v. a.). Mit Bernstein bildet Stewart schon lange ein Trio. Stewart war auch Drummer auf Wiesingers Album-Debüt. Wiesinger schätzt auch Stewarts Vielseitigkeit, etwa sein ausgeprägtes Groove-Empfinden.
Für drei Titel erweiterte Wiesinger die Gruppe zum Quintett. Auch Vibraphonistin Chien Chien Lu war er bereits begegnet, als sie in Österreich auftrat. Chien Chien Lu gehört zu den aufsteigenden Sternen des New Yorker Jazz-Geschehens – ihre Beiträge sind brillant. Die Sound-Kombination von Vibraphon und Gitarre hat zudem ja einen speziellen Reiz, wie auch historische Beispiele zeigen.
Mehr als bewusst war sich Wiesinger, dass man bei einem Projekt dieser Art nicht nur als Instrumentalist und Leader, sondern auch als Komponist ein bleibendes Statement abgibt. Eine Komposition, so sein Anspruch, soll den attraktiven Rahmen und die Basis dafür bilden, dass sich ein gemeinsamer Sound entfaltet und sich alle Beteiligten solistisch wohl fühlen.
„Ein Album in New York mit seinen Heroes aufnehmen, das war auch für mich ein Lebenstraum. Beim ersten Mal hatte sich das dermaßen gut angefühlt, dass ich daran anschließen wollte. „Die Energie ist einfach eine andere, auch was so eine Produktion angeht“, kann er nur bestätigen. Genau das hat er mit „Enlightened“ hervorragend eingefangen. Glänzende Entscheidung.
Infos
Aussender: Bernhard Wiesinger, bw@jazzandwine.at