In Kooperation mit Styrian Klezmore
Der restaurierte Stummfilm aus 1924 mit Live-Klezmer-Musik der beiden US-amerikanischen Musiker*innen Alicia Svigals und Donald Sosin.
DIE STADT OHNE JUDEN gilt heute als eine der wichtigsten österreichischen Produktionen der Zwischenkriegsjahre. Nach Hugo Bettauers Romanvorlage zeigt der Film in beklemmender Voraussicht die kulturelle und wirtschaftliche Verarmung einer Stadt nach Vertreibung der jüdischen Bevölkerung. Nachdem 2015 verschollene, aber entscheidende Szenen aufgefunden worden waren und das Filmarchiv Austria dank einer großen Crowdfunding-Aktion die aufwendige Restaurierung durchführen konnte, liegt der Film heute in seiner nahezu vollständigen Originalversion vor, die die politische Aussage und Darstellung des mörderischen Antisemitismus wesentlich schärfer artikuliert. Obwohl der Film einen düster-komödiantischen Ton anschlägt und stilistisch vom deutschen Expressionismus beeinflusst ist, enthält er dennoch bedrohliche und unheimlich realistische Sequenzen, wie etwa Aufnahmen von Güterzügen, die Juden aus der Stadt transportieren. Die scharfe Kritik des Films am Nationalsozialismus ist einer der Gründe dafür, dass er nach 1933 nicht mehr öffentlich gezeigt wurde.
Die Geigerin/Komponistin Alicia Svigals ist die weltweit führende Klezmer-Geigerin und Gründerin der mit einem Grammy ausgezeichneten Klezmatics. Sie ist mit dem Geiger Itzhak Perlman aufgetreten und hat für ihn geschrieben. Sie hat mit dem Kronos Quartett, den Dramatikern Tony Kushner und Eve Ensler, dem Dichter Allen Ginsburg, Robert Plant und Jimmy Page von Led Zeppelin, Debbie Friedman und Chava Albershteyn zusammengearbeitet. Svigals erhielt einen Auftrag der Foundation for Jewish Culture für ihre Originalmusik zum Film The Yellow Ticket von 1918 und ist MacDowell-Stipendiatin. Ihre CD Fidl (1996) erweckte die Klezmer-Fiedel-Tradition wieder zum Leben. Ihre neueste CD ist Beregovski Suite: Klezmer Reimagined, mit dem Jazzpianisten Uli Geissendoerfer – eine originelle Interpretation längst vergessener jüdischer Musik aus der Ukraine.
Der Pianist/Komponist Donald Sosin wuchs in Rye, New York und München auf. Sosin erhielt den Lifetime Achievement Award des Denver Silent Film Festivals und den Preis für die beste Original-Filmmusik des Mystic Film Festivals 2022. Seine Partituren für Stummfilme hat er – oft zusammen mit seiner Frau, der Sängerin und Perkussionistin Joanna Seaton – im Lincoln Center, im MoMA, im BAM, in der National Gallery, bei großen Filmfestivals in New York, San Francisco, Telluride, Hollywood, Yorkshire, Pordenone, Bologna, Shanghai, Bangkok, Berlin, Wien, Moskau und Jecheon, Südkorea, sowie an vielen Hochschulen aufgeführt. Er hat mit Alexander Payne, Isabella Rossellini, Dick Hyman, Jonathan Tunick, Comden und Green, Martin Charnin, Mitch Leigh und Cy Coleman zusammengearbeitet und für Mikhael Baryshnikov, Mary Travers, Marni Nixon, Howie Mandel, Geula Gill und viele andere gespielt. Er macht Aufnahmen für Criterion, Kino, Milestone, Flicker Alley und europäische Labels, und seine Partituren sind häufig auf TCM zu hören. Er hat Aufträge vom MoMA, EYE Amsterdam, der Deutschen Kinemathek, L’Immagine Ritrovata, dem Chicago Symphony Chorus, dem San Francisco Chamber Orchestra und dem Jerusalem Symphony Orchestra erhalten. Er lebt mit seiner Familie im ländlichen Connecticut.
Tickets: € 16 VVK, € 20 Abendkassa
Ö – 1924 / Drama / 87 min / ohne Altersbeschränkung
Regie: Hans Karl Breslauer
DarstellerInnen: Johannes Riemann, Karl Thema, Anny Milety u.a.
Aussender: film.kunst.kino Mistelbach, office@filmkunstkino.at