Sarvesh Singh, eine andere Müllkultur und seine „kulinarische“ Verbindung von Wert und Nachhaltigkeit.
Die Reihe „ORTE stellt aus“ gibt jenen internationalen Künstler:innen, die als Artist in Residence alljährlich in Krems zu Gast sind, Gelegenheit, ihre Arbeit zu präsentieren. Im Dezember ist es Sarvesh Singh, indischer Designer und Publizist, der das Thema Abfall an sich hinterfragt und seine Erkenntnisse durch eigens kreierte Gerichte mit Zutaten aus der Wachau anschaulich macht.
Sarvesh Singh beschäftigt sich als Artist in Residence mit Materialien, die zumeist als Abfall angesehen werden. Mittels Dekonstruktion, Computerdesign und magischem Realismus stellt er den Müll in einen neuen Kontext und verleiht ihm eine neue Bedeutung. So hat er auf Wanderungen von Krems über Dürnstein bis Melk Baumaterialien aus Schutt und Ruinen gesammelt und als appetitanregende „Gerichte“ installiert. Die Besucher:innen können so anhand der in der Natur verorteten Baukultur die universelle Verbindung zwischen Wert und Nachhaltigkeit im Sinne einer „anderen Müll-Kultur“ reflektieren.
Der Künstler konstatiert eine Welt, in der „Wirtschaftswachstum und Abfall rationale Schlussfolgerungen“ seien, Müll aber absichtlich in den Hintergrund gedrängt werde. Als „deplatziertes kulturelles Temperament“ bezeichnet er diese Entwicklung, die ausgelöst durch neoliberale Verschönerungskampagnen und blindwütiges Konsumverhalten die Städte von New Delhi bis New York plage. Dabei gebe es Orte, an denen Schönheit und Ekel im alltäglichen Straßenmüll verwoben sind ebenso wie solche, an denen beides rituell voneinander getrennt und letzteres fast bis zur Unsichtbarkeit verdrängt werde.
„Um zu erkennen, wie das Abgelehnte und Abstoßende oft zum Gegenpol des Schönen wird, bewege ich mich in den verflochtenen Räumen der politischen Vorstellungskraft zwischen unseren gesellschaftlich überheblichen Vorstellungen von Müll, Wert, Ressource und ihren unzähligen Assoziationen mit dem ultimativen Schlagwort unserer Epoche: Nachhaltigkeit“. Sarvesh Singh
Diese Materialien stellt Singh in den Fokus und macht damit die oftmals chaotischen Abläufe einer postkonsumistischen Welt wie Gesellschaft sichtbar. So ergeben sich Erkenntnisse aus dem verborgenen Wert, den Geschichten und dem Wiederbelebungspotenzial dazwischen, ein Schritt zur Enträtselung der „makroskopischen Verstrickungen unseres täglichen Lebens mit Versorgungsketten, Abfällen und Second-Life-Waren“.
Sarvesh Singh. Als Architekt mit vielfältigem internationalen Hintergrund wird seine Arbeit in erster Linie von den soziokulturellen Kontexten beeinflusst, in denen sie entsteht. Seine Erfahrungen mit Projekten in Indien, Spanien, Südafrika und den USA haben ihm eine facettenreiche Perspektive auf die gebaute Umwelt gegeben. Der junge indische Designer will die Grenzen zwischen Fachgebieten und Medien überbrücken und versucht dies mittels Experimenten in den Bereichen Skulptur, Installation, Film und Storytelling. Oft arbeitet Sarvesh Singh mit einheimischen Handwerkern zusammen und untersucht dabei, wie bestimmte Diskurse und Formen der Ortsgestaltung unterschwellig das Leben der jeweiligen Gemeinschaften und Ökosysteme verbessern.
Ausstellung: AN-OTHER TRASH CULTURE
Eröffnung: Donnerstag, 19. Dezember 2024, 18 - 21 Uhr
Laufzeit: 7. Jänner - 6. März 2025
ORTE stellt aus
Steiner Landstraße 3 / 2. Stock , 3500 Krems
Öffnungszeiten: DI 11 – 18 Uhr, MI und DO 11 – 16 Uhr
sowie auf Anfrage: office@orte-noe.at
Eintritt frei!
Aussenderin: ORTE Architekturnetzwerk Niederösterreich, Heidrun Schlögl, 3500 Krems, Steiner Landstraße 3, Tel 02732/78 374, office@orte-noe.at