Galerie Gut Gasteil, Charlotte Seidl & Team, Gasteil 1, 2640 Prigglitz
Tel 02662/456 33, seidl@gutgasteil.at , www.gutgasteil.at
Mehrere neue Frauenfiguren der Bildhauerin Charlotte Seidl begrüßen die Besucher des Gut Gasteil im südlichen Niederösterreich heuer in der Kunst in der Landschaft. Nach dem traditionellen full house mit einer reichen Auswahl an Kunstwerken der Gut Gasteil-Künstler, zu dem Charlotte Seidl und ihr Team diesmal an den beiden Wochenenden und dem Feiertag zwischen 26. April und 4. Mai einladen, beginnt die Ausstellungssaison 2025 am Kunst- und Kulturgut in Prigglitz am 10. Mai mit zwei Künstlerinnen, die Variationen und Möglichkeiten der Abstraktion zeigen. Bettina Patermo stellt ihre aktuellen plakativen und farbintensiven Arbeiten zum ersten Mal am Gut Gasteil aus. Marina Horvath kehrt nach einigen Jahren wieder einmal zurück und präsentiert ihre intuitiv gemalten und grafisch strukturierten Bilder in zurückhaltenden Farben.
Die abwechslungsreichen Objekte der Kunst in der Landschaft auf dem 14 Hektar großen Wiesengrund rund um das Kunstareal können auf den Wegen durch die Wiese jederzeit mit geeignetem Schuhwerk erkundet werden.
Kunst in der Landschaft
"Am Weg" lautet das neue Thema der Kunst in der Landschaft. Auf dem Weg durch das weitläufige Freiluftareal des Gut Gasteil finden sich schon zum Saisonbeginn neue Vertreterinnen aus verschiedenen Themengruppen von Charlotte Seidls Frauenfiguren aus gebranntem und glasiertem Ton. Das sind die Hohe Helle "Jaro", die zwei Wartenden "Susan" (Bild links) und "Dora", die Windfrau "Maari", die Verhüllte 58 und die Waldfrau "Elfi". Ein Objekt schließt an ein früheres Projekt der geformten Landschaft mit dem Titel "Tore, Inseln, Wände" an: Das "Weiße Tor" aus den 70er Jahren erhält eine Ergänzung durch das "Beige Tor" (Bild rechts). Es gewinnt derzeit, so Charlotte Seidl, neue Aktualität: "Wir befinden uns offenbar in einer Durchgangszeit zu neuen Situationen." Wie diese gestaltet sein werden, hängt auch von uns selbst ab, von der Perspektive, die wir dazu einnehmen und zulassen und von unserem ganz konkreten Tun.
Für heuer hat die Bildhauerin den Beginn einer neuen Themenserie geplant, die ebenfalls auf eine gesellschaftspolitische Problematik Bezug nimmt; "Noch immer" stellt die weiterhin bestehende Benachteiligung und die Einschränkungen und Abhängigkeiten von Frauen in den Fokus, die, so Charlotte Seidl "noch immer Fesseln tragen".
Bettina Patermo
Plakative Formen in kräftigen Farben mit scharfen Konturen treten in Bettina Patermos Bildern miteinander und mit dem Betrachter in Beziehung. Abstraktion und Gegenständlichkeit wechseln sich in verschiedenen Phasen Ihres künstlerischen Schaffens ab und gehen immer wieder ein Wechselspiel ein. Spielerisch und oft mit einem Augenzwinkern bearbeitet sie auch ihre Themen, denn, so die Künstlerin: "Kunst ist oft viel zu ernst. Man soll auch schmunzeln können."
In Oberösterreich aufgewachsen, studierte Bettina Patermo an der Akademie der bildenden Künste in Wien in der Meisterklasse Grafik bei Gunter Damisch und in der Meisterklasse Malerei bei Hubert Schmalix. Ihre Bilder entstehen gemalt vor allem mit Acrylfarben auf Leinwand, als Holzschnitte oder Zeichnungen. Gemeinsam ist ihnen eine starke grafische Komponente, die sich sowohl aus den strukturierenden gemalten und gezeichneten Linien ergibt, als auch aus den klar begrenzten Farbflächen, die sich aufeinander beziehen. Die intensive Farbigkeit ihrer Bilder entspricht ihrer sizilianischen Herkunfts-Hälfte, wie sie erklärt. Das Bildgeschehen spielt sich dabei immer in der Fläche ab, ohne Licht- und Schattenwirkung und ohne Räumlichkeit. Jedes Bild erhält mit einer groben Vorskizze seinen ungefähren Weg - Farbgestaltung und Ausformung erfolgen spontan auf der Leinwand.
Thematisch konzentriert sich Patermo in ihren großformatigen Acrylbildern nach Phasen der Abstraktion und der Gegenständlichkeit, die sich auf äußere Ereignisse bezog, nun wieder auf ihre innere Welt. Das Ergebnis erscheint auf den ersten Blick durchaus abstrakt, lässt immer wieder Comic-artige Figuren vermuten und erweist sich bisweilen als Suchbild, in dem der Betrachter die Freude am Erkennen von Bekanntem finden kann. Der Blick versucht immer zu ergänzen. Damit spielt Patermo ganz bewusst und mit Vergnügen.
Marina Horvath
Die Intuition spielt in Marina Horvaths Bildern eine Hauptrolle – im Entstehungsprozess und beim Betrachter. Sowohl das Ergebnis als auch der Weg dorthin sind zunächst offen und ermöglichen damit die freie Auseinandersetzung mit dem Material, dem Zufall und der spontanen Entscheidung. Dünn aufgetragene Acrylfarben und mit Farbstiften gezogene Linien strukturieren die Bildfläche, deren thematische Substanz sich weitgehend in die Abstraktion aufgelöst hat, aber durchaus noch figurale und auf jeden Fall emotionale Assoziationen offen lässt.
Die Farben werden meist lasierend verwendet und dringen auf dem nicht grundierten Gewebe je nach Beschaffenheit ein oder verteilen sich. Auch Papier, Karton, Wellpappe oder Baumwollstoff können als Malgrund dienen und verändern das Materialverhalten. Manchmal zeichnet Horvath mit dem Stift grafische Formen oder Schrift in die noch nassen Farben und baut auch Fragmente von Zeitungsartikeln in die Bildfläche ein. Die tatsächliche Entschlüsselung der Textstelle ist nicht beabsichtigt. In einem nächsten Schritt und mit distanzierterer Perspektive kann eine Überarbeitung erfolgen, bei der wieder übermalt und überzeichnet, hinzugefügt oder auch reduziert wird.
Die Farbwahl hat sich bei der aus dem Burgenland stammenden und am Friedrichshof im Norden des Bundeslandes lebenden und arbeitenden Marina Horvath zunehmend reduziert. Sanftere, erdige Töne bestimmen das Bild, die Farben werden immer mehr gemischt und oft sehr stark verdünnt aufgetragen. Nur das warme, Geborgenheit vermittelnde Gelb tritt immer noch als leuchtender Eindruck hervor. Schwarz und Weiß dienen vor allem der Kontrastwirkung, wobei Schwarz für Horvath auch in die Tiefe führt und Weiß den Raum öffnet und meditative Ruhe ausstrahlt.
Zunächst mit Malerei, Druckgrafik und Keramik autodidaktisch arbeitend, eignete sie sich das künstlerische Handwerkszeug u.a. bei der Sommerakademie in Salzburg und im Austausch mit Künstlerkollegen an. Themen wie Weiblichkeit, Vergänglichkeit oder Sinnsuche liefern Impulse für ihre Bilder ebenso wie als "Seelenlandschaft" die pannonische Landschaft des Burgenlands, in der sie viel unterwegs ist.
Biobuffet
Parallel zum Kunstangebot läuft das kulinarische Programm im Biobuffet mit kleinen Speisen vorwiegend von regionalen Betrieben, Biokaffee und Kuchen.
Kunst in der Landschaft XIV: "Am Weg"
full house: zwischen 26. April und 4. Mai 2025, am Wochenende und Feiertag von 10 - 18 Uhr
1. Saisonausstellung 2025
Bettina Patermo und Marina Horvath
10. Mai bis 30. Juni 2025, Sa., So. und Feiertag 10 – 18 Uhr
Eröffnung: 10. Mai 2025, 18.00 Uhr
Einführung zu den Künstlern: Mag. phil. Christine Holter
Kunsthistorikerin, Kuratorin, Kunstkommunikatorin
Aussenderin / Pressebetreuung: Verena Kienast, verenakienast20@gmail.com