Eisenberger Fabrik, Litschauerstr. 23, 3950 Gmünd
Eröffnungsrede: Philipp Maurer
Ausstellung: 21. Juni bis 24. August 2025
Öffnungszeiten: samstags, sonn- und feiertags 11 –17 Uhr
Margret Kohler-Heilingsetzer
Geboren 1949 in Wien, lebt und arbeitet in Wien und Oberösterreich, verheiratet, 2 Kinder. Projektbezogene Arbeiten in Druckgrafik, Zeichnung, Mischtechnik, Fotografie, Animation, Terrakotten, Installationen. Seit 1995 Mitglied von IntAkt und des Künstlerhaus Wien (1998–2004 und 2006–2014 im Vorstand)
STUDIUM
1967–73: Akademie der Bildenden Künste Wien, Meisterklasse für Grafik Max Melcher
1967–73: Lehramt Geschichte, Universität Wien
Ausstellungen:
Inselgalerie Berlin, Kunsthistorischem Museum Wien, AKH-Galerie, Wien, Rennerinstitut Wort und Bild Galerie Wien, Kunsthaus Horn, Ursulinenhof Linz, Kammerhofmuseen Gmunden, Galerie Gmünd, Kärnten, Galerie am Lieglweg, Split/graphic biennal, Douro Portugal, Palacio Pimentel Valladolid, fab gallery, Edmonton Canada Academia de San Carlos, Mexico City, Künstlerhaus Wien, Haifa Castra, Lübben Spreewald, Kleine Galerie, Wien, Frauenmuseum Bonn‘, Kunst und Kultur Eichgraben, Österreichisches Kulturforum, Krakau, Nationalgalerie Sofia, Mestna galerija Ljubljana, Tripitaka Koreana‘, Busan, Arenas de San Pedro, Palazzo Ducale, Urbania …
Der Mensch steht in fast allen Arbeiten von Margret Kohler-Heilingsetzer in irgendeiner Art im Mittelpunkt. Es war um 1985, als sie begann sich weg von der Literatur als Inspirationsquelle zu entwickeln und künstlerisch mit menschlichem Leid und globalen Ungerechtigkeiten auseinanderzusetzen. Technisch gesehen traten Radierungen in den Hintergrund, und sie begann verstärkt Mischtechniken über Druckfragmenten zu verwenden, die ein emotionaleres Arbeiten erlauben.
Bereits seit den 80er Jahren pflegte Margret Kohler- Heilingsetzer Kontakte zu amnesty international. Die Grausamkeiten und Foltermethoden lateinamerikanischer Diktatoren waren Auslöser dafür. 1993 wurde sie mit anderen Künstlern von Hannes Mlenek zu einer Ausstellung im Wiener Messepalast (jetziges Museumsquartier) anlässlich des Bosnien-Serbienkrieg eingeladen. Die Wahrung von Menschenrechten war ihr schon lange ein Anliegen. Die Serie ‚Kunst gegen Gewalt‘ setzt sich mit der Verletzung von Menschenrechten, Folter und Angst auseinander – die Arbeiten sollen ein Appell an die Solidarität mit Schwächeren sein. Anstoß zur dieser Serie war die Betrachtung von Rodins ‚Bürger von Calais‘ nach einer sehr emotionalen Anteilnahme der Künstlerin an täglicher Gewalt, Zerstörung sowie Selbstzerstörung bis hin zu Hilflosigkeit und Selbstaufgabe des Menschen.
In den ‚Strandgeschichten‘ kreiert sie eigene Szenarien mit kleinen Keramikfiguren, die oftmals lebendiger erscheinen, als die von ihr fotografierten Menschen. Die Platzierung der ausdrucksstarken Figuren in ein reales Setting an Orten des Massentourismus verleiht ihnen etwas Vertrautes, Bekanntes und wird gleichzeitig zur Kritik an einer normierten Gesellschaft. Die ungeschönten Figuren haben etwas Liebenswertes an sich, sind Charakterstudien, regen zum Schmunzeln an, öfter jedoch zu nachdenklichen Assoziationen. Mit einigen dieser kleinen Plastiken gestaltet die Künstlerin fotobasierte Animationsfilme. Es wäre wohl keine Werkserie von Margret Kohler-Heilingsetzer, wenn sie nicht auch von der westlichen Welt benachteiligte Figuren in ihre Settings integrieren würde, so kämpft z.B. eine Frauenfigur gegen das Versinken im Sand. Der von Margret Kohler-Heilingsetzer geschaffene Mikrokosmos am Strand ist in gewisser Weise wiederum eine Spiegelung – eine Spiegelung des umgebenden Makrokosmos.
Die Arbeiten von Margret Kohler-Heilingsetzer reflektieren eine Realität in der – wie sie es formuliert – „Werden, Vergehen und Zufall eine größere Rolle spielen als die Illusion des Menschen von einer stabilen Welt. Wasser ist die Grundlage allen Lebens – aber Wasser ist auch eine zerstörerische Kraft und kann tödlich sein.“ Wir alle wissen es – wir haben die größten Flüchtlingsströme aller Zeiten, hervorgerufen durch Kriege, Menschenrechtsverletzungen, Klimawandel, Hungerkatastrophen, vor allem durch wachsende Gier, Profitstreben, Korruption und fehlende Empathie in unserer westlichen Welt. Hundertausende Flüchtlinge und Migranten haben das Mittelmeer in Richtung Europa überquert. Zehntausende sind dabei ums Leben gekommen oder werden seither vermisst. Dies ist zur Alltäglichkeit geworden und die Politik weltweit agiert immer restriktiver und unmenschlicher auf dieses Problem, das voraussichtlich nicht kleiner werden wird. Eine Abkehr von den Dublin-Verträgen wäre notwendig, denn sie sind keine Problemlösung. Die Zahl an Asylsuchenden wird auf Grund der Erderwärmung und ständig neuen Kriegsgebieten weiter steigen. Als Mensch und als Künstlerin kann ich nicht einfach zusehen ohne zu reagieren.
Aussender: Bibliothek der Provinz, verlag@bibliothekderprovinz.at