Es gibt Tage – und manchmal auch Nächte – da glaubt man fast, die österreichische Musikszene habe sich klammheimlich in eine internationale Liga geschmuggelt. Nicht mit lautem Tamtam, sondern mit leiser Konsequenz, einer gehörigen Portion Haltung und dem unbedingten Willen, etwas zu sagen. Nicht irgendwas – sondern etwas, das bleibt.
TONSPUREN FESTIVAL JUNI
Konzerte
Zentralkino Wiener Neustadt, Lange Gasse 21, 2700 Wr Neustadt
27. 06. 2025: Mary Broadcast Duo | Son Of The Velvet Rat
28. 06. 2025: Christoph Jarmer | Günter "Mo" Mokesch & Sabine Stieger
Mary Broadcast (27. 06., 19 Uhr) - einer Künstlerin, deren Name nach internationalem Indie-Pop klingt, aber bei näherem Hinhören eine zutiefst persönliche Handschrift trägt. Ihre Musik – eine Mischung aus Pop, Rock und elektronischer Eleganz – ist wie eine gut gemixte Melange: kräftig, mitunter bitter, aber immer mit Seele.
Son of the Velvet Rat (27. 06., 21 Uhr) – ein Name wie aus einem Noir-Roman, eine Musik wie der Soundtrack zu ebendiesem. Georg Altziebler singt, als hätte Leonard Cohen seine Stimme im Wüstensand Kaliforniens vergessen. Die Band, irgendwo zwischen Americana-Melancholie und düsterem Folk verortet, ist so gar nicht „österreichisch“ im herkömmlichen Sinn – und doch verkörpert sie eine Form von Heimat: die innere.
Christoph Jarmer (28. 06., 19 Uhr) – Dialektmusik zwischen Schmäh und Tiefgang. Man kann nicht ewig nur „Hulapalu“ sagen, wenn’s um Dialektmusik geht. Irgendwann braucht’s Substanz. Die liefern Christoph Jarmer und Thomas Hofer – ein Duo, das Dialekt nicht folkloristisch verklärt, sondern poetisch auflädt. Hofer schreibt, Jarmer singt. Mal zart und berührend, mal kraftvoll und direkt. Jarmer, ehemals bei Garish, hat seine musikalische Heimat gefunden. Und Hofer, der mit „Shit, Oida!“ und „Fuck, Oida!“ den burgenländischen Buchpreis abräumte, beweist, dass Dialekt literarisch sein kann – und tiefgründig.
Sabine Stieger und Günter "Mo" Mokesch (28. 06., 21 Uhr) mit ihrem Programm Salonfähig – Was die beiden auf die Bühne bringen, ist eine charmante Verneigung vor dem Chanson, ohne in Staub zu verfallen. Mokesch, der Mann hinter Send Me Roses, bringt die Lässigkeit des Pop mit, Stieger die Grandezza des internationalen Parketts. Ein Abend, der so klingt, als hätten sich Melancholie und Lebensfreude zum Heurigen verabredet.
Was all diese Acts eint? Sie machen Musik, die mehr ist als bloße Unterhaltung. Musik, die sich nicht an Trends anbiedert, sondern Haltung zeigt. Und vielleicht ist das das Erstaunlichste an der heimischen Musikszene: Dass sie sich nicht mehr fragt, ob sie international genug klingt. Sondern einfach sie selbst ist.
Eine Veranstaltung des Vereins Tonspuren im Zentralkino.
Weitere Informationen & Tickets auf: www.tonspuren.org
Andreas Silldorff, Tel 0664/505 75 50, silldorff@tonspuren.org
Aussender: TONSPUREN - Verein zur Förderung von Kunst und Kultur, Paul Troger-Gasse 12A/17, 2700 Wr. Neustadt, ZVR-Zahl 1862767966