Gut Gasteil, Charlotte Seidl & Team, Gasteil 1, 2640 Prigglitz
Tel 02662/456 33, seidl@gutgasteil.at , www.gutgasteil.at
Expressive Abstraktion und intime Erzählungen aus dem Stadtraum stehen sich bei der 2. Saisonausstellung am Gut Gasteil gegenüber. Charlotte Seidl und ihr Team laden am 5. Juli zur Eröffnung in der Galerie des Kunst- und Kulturprojekts in Prigglitz am Fuße des Schneebergs. Bis 31. August sind die von zurückhaltenden Farben und leicht unscharfer Darstellung geprägten Werke von Lotte Seyerl und die in Farbe und Form wuchtig imponierenden Bilder von Károly Klimó zu sehen. Lotte Seyerl und Károly Klimó sind dem Gut Gasteil seit vielen Jahren verbunden.
Die abwechslungsreichen Objekte der Kunst in der Landschaft werden heuer mit einer neuen Figurenserie von Charlotte Seidl mit dem Titel "Noch immer" erweitert. Dabei stehen die weiterhin bestehenden Benachteiligungen, Einschränkungen und Abhängigkeiten von Frauen im Fokus.
Auf den Wegen durch die Wiese ist das 16 Hektar große Areal des Kunstprojekts jederzeit mit geeignetem Schuhwerk zu erkunden.
Lotte Seyerl - Malerei auf Leinwand und Papier
Die Malerin Lotte Seyerl ist eine aufmerksame Beobachterin: So erzählen die Momentaufnahmen, die sie in ihren Bildern festhält, trotz ihrer reduzierten und leicht unscharfen Darstellung viel über die Protagonisten. In oft durchscheinendem Farbauftrag vermittelt sie Intimität und Distanz gleichzeitig und widmet sich immer wieder den tatsächlichen und vermeintlichen Interaktionen im städtischen Raum. Unterschiedliche Lichtsituationen reflektieren den Eindruck der Tages- und Jahreszeit und die Atmosphäre, in der die dargestellte Szene stattfindet. Das Licht der nordischen Länder fasziniert Lotte Seyerl besonders und hat ihre Farbgebung stark beeinflusst: Leicht, durchscheinend und zurückhaltend, wobei sich aktuell durchaus auch kräftigere Farben in den Bildern finden mit Orange und Lila als Favoriten. Nicht nur die Lichteindrücke bringt Seyerl von ihren Reisen zurück, auch der Blick auf das Fremde und die Offenheit dafür lässt sie Besonderheiten oder neue Zusammenhänge erkennen, die sie behutsam in ihre Bildgestaltung überträgt.
Die Motive hält die 1953 in Wien geborene Lotte Seyerl, die an der Akademie der bildenden Künste in Wien die Meisterklasse für Malerei absolvierte und später viele Jahre an der Universität für angewandte Kunst in Wien lehrte, zunächst mit dem Fotoapparat manchmal eher zufällig fest. Die Aufnahmen dienen ihr später als Grundlage für ihre Bilder, die sie mit dünn lasierter Ölfarbe auf Leinwand sowie Tempera oder Aquarell auf Papier malt. Aufgrund des vorübergehenden Motivmangels im öffentlichen Raum in der Corona-Pandemie begann sie, die Bildkomposition selbst zu inszenieren, wie sie erzählt, und die Szenen freier zu arrangieren. Der Ort als Hintergrund löst sich zunehmend auf und wird abstrakter, die Personen verschmelzen teilweise damit. Manches ist mit Kreide, Graphit oder Tintenstift nur andeutungsweise in das Bild hineingezeichnet und verstärkt den Eindruck der Flüchtigkeit oder betont Konturen und Details. Zum Abschluss erhält jedes Werk einen Titel – und gibt dem Betrachter damit eine zusätzliche Information, die freilich viele Deutungsmöglichkeiten offen lässt.
Károly Klimó – Expressive Abstraktion
Károly Klimós Bilder sind expressiv und kraftvoll, sie entziehen sich jeder absichtlichen erzählerischen Aussage und entfalten in ihrer Unberechenbarkeit eine sinnliche Poesie. Sie bewegen sich zwischen Figuration und Abstraktion und sie sind sowohl was ihre Bezüge als auch den Entstehungsprozess betrifft vielschichtig. In jedem Bild stellt der 1936 in Südungarn geborene Künstler die existenziellen Fragen des Seins – und sucht für sich in einem kontinuierlichen Annäherungsprozess die ideale visuelle Antwort.
Im sozialistischen Ungarn in einer sehr strengen gegenständlichen Maltradition an der Akademie ausgebildet, setzte sich Károly Klimó bald mit westeuropäischen Entwicklungen in der darstellenden Kunst und mit den hier geführten philosophischen und gesellschaftlichen Diskussionen auseinander. Aus der gegenständlichen Bildschöpfung ging Klimó über die zunehmende Abstraktion und Reduktion seinen ganz persönlichen Weg zur freien Malerei, in der die Farben und Formen der äußeren Welt ihre verdichtete Entsprechung finden und in die unterschiedliche Gestaltungsmaterialien verarbeitet werden. Die Begegnung mit westlicher Kunst ermöglichte Klimó auch viele Jahre seinen Studenten an der Hochschule für bildende Kunst am Lehrstuhl Malerei.
Die Impulse für das Bildgeschehen nimmt Klimó aus unterschiedlichsten Bereichen auf: Aus dem Material, der Farbe, Licht und Schatten und den Erscheinungen, Veränderungen und Kontrasten der materiellen Welt. "Die Farben bedeuten fundamental die Schönheit der Welt", stellt Klimó fest. Sie sind in dieser Schönheit selbst Material und sie verfügen ebenso wie die organischen oder geometrischen Formen über überlieferte und immer wieder neu gestaltete Symbolkraft. Gemeinsam ergeben sich unerschöpfliche Varianten, die er in seiner Malerei und Arbeitsweise sorgfältig komponiert, wobei sich der Verlauf in der Auseinandersetzung mit dem Bild immer wieder ändern kann, bis ein komplex verdichtetes Spannungsfeld entsteht.
Da kommen Ölfarben, oft pastos aufgetragen, Pastellstifte, Tinte oder Goldfarbe auf Papier, Karton oder Holzplatten zum Einsatz. Papierstücke oder auch Textseiten finden sich in tieferen Schichten des Bildes. Übermalungen lassen Darunterliegendes nur andeutungsweise erkennen oder völlig verschwinden. Teilweise werden tiefer liegende Ebenen wieder erkennbar. Leuchtendes Rot oder Gold kontrastiert mit einem satten Schwarz, leuchtend gelb-orange Fragmente umkreisen einen azurblauen Farbstrudel, in dessen Zentrum wie durch ein Fenster der Blick auf ein in tieferer Schicht angelegtes goldenes Farbfeld fällt. Die verschiedenen Bildebenen können, so Klimó, wie in einem Kaleidoskop gemeinsam an der Oberfläche erscheinen. Die auslösenden Impulse werden in die neue Bildsprache übersetzt – und lösen sich von einer unmittelbaren Lesbarkeit, die vereinzelt in Fragmenten zu erahnen ist.
Biobuffet
Parallel zum Kunstangebot läuft das kulinarische Programm im Biobuffet mit kleinen Speisen vorwiegend von regionalen Betrieben, Biokaffee und Kuchen.
Kunst in der Landschaft XIV: "Am Weg"
2. Saisonausstellung 2025
Lotte Seyerl und Károly Klimó
5. Juli – 31. August 2025, Sa., So. und Feiertag 10 – 18 Uhr
Eröffnung: 5. Juli 2025, 18.00 Uhr
Einführung zu Künstlerin und Künstler:
Dr. Edith Almhofer, Kunsthistorikerin, Autorin und Kuratorin und
Dr. Werner Roth, Sammler und Freund von Károly Klimò
Musik von Klaus Trabitsch und Peter Rosmanith
Aussenderin / Pressebetreuung: Verena Kienast, verenakienast20@gmail.com