ZIB-Zentrum für Interkulturelle Begegnung (Veranstaltungszentrum der Synagoge Baden)
Der in Baden geborene Journalist und Aufklärer, Menschenfreund und Bestsellerautor, wurde im Jahr 1925 - vor 100 Jahren - von einem jungen Nationalsozialisten ermordet.
In der hochkarätig besetzten Gedenkveranstaltung der Jüdischen Gemeinde Baden steht dieser heute fast vergessene Autor von visionären Romanen wir „Die Stadt ohne Juden“ im Mittelpunkt. Nach der musikalischen Lesung werden über den Journalistenmord, die Rolle der Presse und die Aktualität seiner Schriften diskutiert.
Musikalische Lesung
Anne Bennent liest aus Bettauers Schriften wie „Die Stadt ohne Juden“ und Pressestimmen vor 100 Jahren.
Otto Lechner spielt in seiner einzigartigen Weise Akkordeon
Moderator Thomas Samhaber erzählt über den fast vergessenen Schriftsteller: „Ein Leben wie ein Bettauer-Krimi“
Round Tabel Gespräch
Claudia Prutscher Vizepräsidentin und Vorsitzende der Kulturkommission der IKG
Julya Rabinowich, Schriftstellerin und Journalistin
Eintritt mit Lichtbildausweis frei Anmeldung erforderlich: https://www.ikg-wien.at/en/event/bn-hugo25
Eine Veranstaltung der Kultusgemeinde Wien www.ikg-wien.at
Hintergrund
Der Baden geborene Hugo Bettauer war Journalist und liberale Aufklärer, zu seiner Zeit ein international anerkannter Bestsellerautor. Seine Romane erreichten Auflagen von 100.000den, einige wurden mit Stars wie Greta Garbo oder auch Hans Moser verfilmt.
1925, also genau vor 100 Jahren, wurde er in seiner Redaktion in Wien von einem 21Jährigen Nationalsozialisten mit fünf Schüssen aus nächster Nähe tödlich verletzt. Bettauer starb wenige Tage später als eines der ersten Opfer des Nationalsozialismus.
Fast 20 Jahre bevor Hitler den Anschluss Österreichs befahl, zeigte Bettauer in seinen Schriften die Verführbarkeit von Menschen, die sich als Verlierer der gesellschaftlichen Umstände sehen, warnte hellsichtig wie kaum ein anderer vor der Stigmatisierung bestimmter Bevölkerungsgruppen.
Trotz der Erfolge ist er einer der großen fast Vergessenen unserer österreichischen Geschichte.
Warum Hugo Bettauer?
+ Als Verfasser von „Stadt ohne Juden – Ein Roman von Übermorgen“ zeigte er lang vor Hitlers Machtübernahme die Mechanismen von Diskriminierung und Stigmatisierung und einer kulturellen Verarmung einer Gesellschaft durch Gleichmacherei und Intoleranz auf.
+ Kaum eine andere Person könnte besser geeignet sein, um den Wert einer freien Presse bewusst zu machen.
+ Der Pornografie-Prozess gegen ihn zeigt, mit welchen Gegenkräften bekennende Freigeister, die für eine offene Gesellschaft eintreten, immer wieder konfrontiert werden.
+ Die mediale Hetze gegen Hugo Bettauer in bestimmten Zeitungen der 20er Jahre, die den Boden für das Attentat auf ihn bereitet hatte, ist auch für unserer gegenwärtige von social media geprägte (Des)Informationsgesellschaft ein beklemmendes Lehrstück.
+ Sein Schreiben war immer auch ein Eintreten für die Menschen am Rand der Gesellschaft. Sein Engagement hörte aber nicht beim Wort auf, er half auch persönlich Menschen in Not, die zu ihm in seine Sprechstunde kamen. Unter diese mengte sich auch sein Attentäter, der Bettauer in dessen Redaktionszimmer ermordete.
+ Sein Leben und sein Tod zeigen, welchen Gefahren unabhängig denkende, aufrechte Journalist*innen immer wieder ausgesetzt sind.
Aussender: Thomas Samhaber, sam@ild.cc