GHETTO, SCHAUSPIEL MIT MUSIK VON JOSHUA SOBOL
Mit Klezmer Trio
INHALT: Das Stueck beginnt in der Gegenwart: In seiner Tel Aviver Wohnung erinnert sich Srulik, einer Ueberlebender des Holocaust, an das kulturelle Leben und das juedische Theater im Ghetto Wilna. Die Zuschauer werden so in das Ghetto zurueckversetzt. Gens, von den Nazis zum Sprecher der Juden im Ghetto gemacht, hat die Idee, ein Theater zu gruenden. Zwei Dinge will er damit bezwecken. Zum einen will er den Schauspielern eine lebensverlaengernde Beschaeftigung verschaffen, zum anderen will er die Moral und die Stimmung im Ghetto verbessern. Kittel, der Kommandant des Ghettos, verfolgt mit großem Interesse die Proben der Kabarettnummern, die Facetten des Ghetto Alltags spiegeln. Diese Vitalitaet im Schatten des Todes ringt ihm in gewisser Weise Respekt und Bewunderung ab. Gelegentlich greift er bei den Musikeinlagen sogar selbst zum Saxophon. Besonders angetan ist er von der juedischen Saengerin Chaja, der er sogar gestattet, Gershwin Lieder zu singen, obwohl die von den Nazis als entartet verboten sind. Das Leben, die Konflikte, die unmittelbare Naehe des Todes wird in dem Stueck ueberdeutlich vor dem Hintergrund der Ghetto Lieder. Sobol: In der juedischen Tradition sind Lied und Tanz nicht als niedere, sondern als hohe Form des Ausdrucks zu verstehen. Die Lieder im Ghetto sind immer Ausdruck des Solidaritaetsgefuehls unter den Menschen.
Dass alles, was in Sobols Stueck passiert, haarklein in der Wirklichkeit von Wilna bis zur Liquidation des Ghettos im Jahre 1943 passiert ist, macht dieses Stueck, wenn es eine Tragoedie waere, um so tragischer, weil authentischer. Aber es waere ein dokumentarische Tragik, schrecklich genug noch zwar, aber es bluteten, litten, stuerben eher Papiere, biographische Huelsen und Akten statt Menschen. Der kluge Joshua Sobol weiß das. Deshalb hat er aus einer Tragoedie eine Revue gemacht. Das schrieb Gerhard Stadelmaier nach der Urauffuehrung des Schauspiels Ghetto 1984 in der Stuttgarter Zeitung. Ghetto beschreibt in ergreifender Weise den Versuch der Ghetto Bewohner mit Theater, Musik, Phantasie sich den Brutalitaeten des Nazi Regimes entgegenzustellen. Joshua Sobols Stueck wurde ein großer internationaler Erfolg. Es bekam den Kritikerpreis des Festivals in Edinburgh, den Londoner Kritikerpreis, und die Zeitschrift Theater heute kuerte Ghetto 1985 zum Stueck des Jahres. In 16 sprachen ist Ghetto mittlerweile uebersetzt und wird auf der ganzen Welt gespielt.
JOSHUA SOBOL: Vor seinem internationalen Erfolg mit Ghetto war Sobol in Israel bereits ein bekannter und angesehener Autor. Er wurde 1939 geboren, studierte in Paris Philosophie, unterrichtete Aesthetik an der Universitaet von Tel Aviv. Seit 1971 veroeffentlichte er in seiner Heimat Stuecke, die er selbst als Zeitstuecke bezeichnet. In allen seinen Werken hat er sich mit dem Judentum, dem Holocaust aber auch mit den Problemen des Staates Israel und dem Zionismus auseinandergesetzt.
Mittwoch, 10. April 2002, 19.30 Uhr, Poelz Halle Amstetten
Kartenvorverkauf: Kultur und Tourismusbuero, Rathaushof Amstetten, Tel. 07472/601 454.
Kartenpreise: Euro 17,44 bis 23,26