VERDRAENGT UND VERGESSEN: DIE JUEDISCHE GEMEINDE IN MISTELBACH
9. Juni bis 25. August 2002 im Barockschloessl Mistelbach
Die Ausstellung Verdraengt und vergessen: Die juedische Gemeinde in Mistelbach dokumentiert die Geschichte der Juden in Mistelbach von 1860 bis 1938. Die Gleichstellung der oesterreichischen Juden fuehrte nach dem Revolutionsjahr 1848 und dem Staatsgrundgesetz 1867 in Niederoesterreich zu einer vermehrten Ansiedelung juedischer Familien, vor allem aus Maehren und Ungarn. Schon ab den fruehen Sechzigerjahren des 19. Jahrhunderts existierte in der heutigen niederoesterreichischen Bezirkshauptstadt Mistelbach eine kleine juedische Gemeinde, die dank des wirtschaftlichen Aufschwungs der Region rasch anwuchs und viele Handwerks und Geschaeftsbetriebe entstehen ließ, die das Stadtleben bis 1938 mitbestimmten. 1892 erfolgte die Gruendung der Israelitischen Kultusgemeinde Mistelbach, deren damaliges Einzugsgebiet mit den Bezirksgrenzen deckungsgleich war. Einige Jahre spaeter folgten der Bau einer Synagoge (1896), die 1976 demoliert wurde, und die Gruendung eines eigenen israelitischen Friedhofs (1898), der heute das letzte existierende Zeugnis juedischer Besiedelung in Mistelbach darstellt. Die Normalitaet und Selbstverstaendlichkeit juedischen Lebens inmitten einer mehrheitlich christlich dominierten Bevoelkerung fand ihr jaehes Ende mit dem Anschluss Oesterreichs an das Deutsche Reich im Maerz 1938. Bekannte, die im Kaffeehaus freundschaftlich zusammensaßen, wurden zu Jaeger und Gejagten; Menschen, die von Geburt an mit der Stadt verbunden waren, waren ploetzlich heimatlos; Buerger, die ihre ganzes Leben in Mistelbach verbracht hatten, mussten emigrieren oder wurden in Vernichtungslagern ermordet.
Die Ausstellung umfasst in Bild und Textmaterialien sowie in Videoarbeiten und Tondokumenten die Anfaenge einer Gleichstellung unter Josef II. durch das Toleranzpatent 1782 bis hin zur absoluten Gleichstellung unter Franz Josef I. durch das Staatsgrundgesetz 1867, die Etablierung von Gewerbebetrieben in den Folgejahren, die Gruendung der Israelitischen Kultusgemeinde und die Schaffung einer juedischen Infrastruktur in den Neunzigerjahren des 19. Jahrhunderts, die Geschichten und Dokumente einzelner Familien, die ueber viele Jahrzehnte mit der Stadt verbunden waren, die rege, fuer Mistelbach sehr typische Vereinstaetigkeit, die Kriegsdienstleistung waehrend des Ersten Weltkrieges sowie den Anschluss und dessen Folgen. Verdraengt und Vergessen: Die juedische Gemeinde in Mistelbach ist der erste Teil einer Projektreihe, in der auch eine Buchpublikation sowie ein Projekt im oeffentlichen Raum in Planung ist. Geplant ist darueber hinaus eine Dokumentationsstelle im ehemaligen zum juedischen Friedhof in Mistelbach gehoerenden Gebaeude, das als Aufbahrungshalle sowie als Unterkunft fuer den Friedhofswaerter diente, und derzeit instand gesetzt wird.
Arbeitsgruppe VERDRAENGT UND VERGESSEN: Heinz Eybel, Christa Jakob, Andreas Matthias Kloner, Susanne Neuburger
Die Ausstellung wurde mit Foerdermitteln des Landes Niederoesterreich in Zusammenarbeit mit der Aktion Museum M ermoeglicht.
Eroeffnung am 8. Juni 2002 um 18 Uhr durch Bgm. Ing. Christian Resch, Obmann Dr. Franz Schwelle, Univ. Prof. Dr. Klaus Lohrmann (Inst. f. Geschichte der Juden in Oesterreich) und Christa Jakob.
Barockschloessl, 2130 Mistelbach, Museumsg. 4, Tel: 02572/34 88, mailto:kulturbund@utanet.at .
Oeffnungszeiten: Donnerstag, Freitag 9.00 bis 12.00 Uhr, Samstag, Sonntag 14.00 bis 18.00 Uhr und nach telefonischer Voranmeldung: 02572/25 15 270 bzw. 02572/38 44
Informationen: Christa Jakob: Tel. 02572/4554, Andreas Kloner: Tel. 0699/11660905, mailto:andreas_kloner@hotmail.com .
Eroeffnung: Samstag, 8. Juni 2002, 18 Uhr
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