Sonntag, 15. Juni, 18:00 Uhr, Klosterkirche Waidhofen/Ybbs
Barockmusik, Zahlenmystik, Wein
Ernst Kovacic- Violine spielt Bachs Solopartiten
E-Dur Partita BWV 1006, d-Moll Partita BWV 1004, C-Dur Sonate BWV 1005
Hans Georg Nicklaus- Werkseinführung
"Man kann zu Gott beten, aber man darf ihn nicht imitieren" sagte die russische Komponistin Sofia Gubaidulina über ihren Kollegen Johann Sebastian Bach.
283 Jahre trennen uns und die nach wie vor ungetrübte Huldigung für den Meister Bach zahlreicher Komponisten und Interpreten von der Erstveröffentlichung der aufregendsten Solowerke für Violine. Wie nie jemand vor ihm und kaum jemand nach ihm lässt Bach Akkorde erklingen, die nicht auf der Violine gespielt werden können. Denn er, der Mystiker, erfindet Melodien, die den Hörer dazu zwingen, Akkorde zu denken. Es erschaffen sich Klänge aus nachklingenden und nachzudenkenden einzelnen Tönen. Orgelpunkte bieten imaginäre Anhaltsstellen, weit nach dem sie gespielt wurden. Und so bringt das Zitat der russischen Komponistin die Bedeutung des wohl folgenreichsten Komponisten aller Zeiten auf den Punkt:
"Für mich ist der Schöpfungsakt etwas, das mit Gott verbindet. Ich meine, dass dieser Akt für den modernen Menschen sehr wichtig ist. Es ist ein religiöser Akt. Wir leben in einer zerstörerischen Welt. Wir müssen wieder die Konzentration, das Verbindende suchen". Bach schuf wohl dieses Verbindende in seinen "Sechs Sonaten und Partiten für Violine alleine" (BWV 1001-1006), die heute den Geigern mehr denn je abverlangen. Noch dazu wirkten die Entwicklung des Instruments durch die Erfindung des konkaven Bogens im 18. Jahrhundert und die immer stärkere Abrundung des Geigen- Stegs nicht begünstigend für das Spiel der schwierigen Akkordgriffe.
Der Geiger Ernst Kovacic hat für diesen Abend drei Solopartiten ausgewählt. Wie kaum jemand in Österreich beschäftigt sich der Professor für Geige an der Universität für Musik in Wien mit diesem herausragenden Werk Bachs. Am Tag vor der Waidhofner Aufführung wird er eben diese drei Partiten in der Royal Albert Hall in London spielen. Gerade dort ist er nicht nur mit Bach ein immer willkommener Gast, sondern auch mit seinen Interpretationen der Mozartschen Violinkonzerte und für seinen Einsatz für die Violinmusik des 20. Jahrhunderts. So holt ihn immer wieder Simon Rattle in den Kreis des "Orchestra of the Age of Enlightenment". Komponisten wie Krenek, Cerha, Gruber, Schwertsik, Osborne und Lloyd schrieben für ihn Orchesterwerke. Uraufführungen spielte er unter anderem mit dem London Philharmonic Orchestra, dem Scottish und English Chamber Orchestra, der London Sinfonietta und den Wiener Symphonikern.
Vor dem Konzert bietet der Musikwissenschaftler Hans Georg Nicklaus einen Einblick in Bachs Werk und in die faszinierende Welt der Zahlenmystik- und Symbolik. Und zum Ausklang werden Weine aus alten Rebsorten unter der fachkundigen Begleitung des Lektors der Weinakademie Österreich, Stefan Pagacs verkostet. Die Weinverkostung ist im Kartenpreis inkludiert.
Kartenvorverkauf über das Tourismusbüro Waidhofen/Ybbs 07442/511/255 sowie Ö-Ticket
http://www.klangraum.waidhofen.at .